Wenn Angst die Liebe überschattet
Kennst du das? Du fühlst dich total gestresst, deine Gedanken kreisen ständig um die Zukunft, du denkst das sehr bald etwas passieren wird, was dein Leben endgültig in dauerhaftes Leid verwandelt – und all das, obwohl noch gar nichts passiert ist, was dein Leben wirklich negativ beeinflusst. Für Menschen mit einer Angststörung ist das der ganz normale Alltag. Sie kämpfen täglich mit ihrem ganz persönlichen Repertoire an Ängsten, für die es meist auch gute Gründe gibt und die weit über normale Besorgnis hinausgehen.
Von diesen Ängsten werden auch ihre Beziehungen erheblich beeinflusst, weil der positive Partner diese Ängste meist nicht hat und maximal genervt ist, wenn sie auch in sein Leben getragen werden, obwohl noch gar nichts passiert ist. In Deutschland sind etwa 15% der Erwachsenen im Laufe eines Jahres von einer Angststörung betroffen, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Das bedeutet: Du bist mit deinen Gefühlen nicht allein.
Deutliche Ängste vor der Zukunft werden auch jedes Jahr mehr, weil sich die gesellschaftliche Situation tatsächlich und fortschreitend verschlimmert, mit immer höherer Geschwindigkeit. So ziemlich jeder Aspekt des Lebens wurde in den letzten 200 Jahren an den Rand des Kollapses gebracht und wir stehen ganz objektiv gesehen vor der größten Krise der Menschheit. Und trotzdem gibt es kaum eine akute Gefahr, wie Hunger, Pest und Cholera, Krieg vor der Haustür und Wölfe in der Nacht, die unser Leben ganz direkt bedrohen.
Nein, wir leben noch in einer sehr sicheren Zeit, die vielleicht schon bald wieder in das Gegenteil kippt – wie schon immer, seit es Leben auf diesem Planeten gibt. Wenn einer von euch beiden täglich von existenziellen Ängsten geplagt ist, dann möchte ich mit diesem Kapitel etwas Licht in die Welt der Ängste bringen.
Angst ist nämlich etwas ganz natürliches und es ist der Gegenspieler unseres Belohnungssystems im Gehirn. Wenn wir etwas Überlebensnotwendiges erreichen, wie Nahrung, Wasser, Behausung, Sex und Zugehörigkeit, dann löst diese Errungenschaft schöne Belohnungsgefühle in uns aus. Sobald eine auch noch so kleine Gefahr droht, dann springt die Angst an, selbst wenn es gar nicht unbedingt nötig ist. „Better safe then sorry“ ist die Devise unseres Angstsystems und wenn es nicht in den letzten hunderttausenden Jahren so sensibel eingestellt gewesen wäre, würden du und ich heute nicht hier sein.
Eine Angststörung ist nun aber mehr, als nur gelegentliche Nervosität oder Unsicherheit. Sie ist wie ein übereifriger Beschützer, der ständig Alarm schlägt, auch wenn keine echte Gefahr besteht. Dr. Maria Weber, Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Angststörungen, erklärt: „Anders als normale Ängste, die uns in tatsächlich gefährlichen Situationen schützen, sind Angststörungen wie ein überempfindlicher Rauchmelder – sie lösen auch dann Alarm aus, wenn nur der Toast in der Küche etwas dunkler wird.“
Die Entstehung einer Angststörung ist meist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Genetische Veranlagung kann dabei ebenso eine Rolle spielen, wie prägende Erfahrungen in der Kindheit oder anhaltende Stresssituationen im Erwachsenenalter. Auch frühere negative Beziehungserfahrungen können dazu beitragen, dass sich eine Angststörung entwickelt oder verstärkt.
Die Psyche in Alarmbereitschaft – Moderne Angststörungen und ihre Dynamiken
Die ständig zunehmenden Angststörungen spiegeln unsere kollektive Verunsicherung wider – eine Reaktion auf globale Herausforderungen, gesellschaftliche Komplexität und den permanenten Veränderungsdruck. Jede Angststörung ist dabei einzigartig: Sie ist gleichzeitig individuelles Leiden und kollektiver Ausdruck unserer Zeit. Von der Hypochondrie bis zur Sozialphobie, von Panikattacken bis zu generalisierten Ängsten – Angststörungen sind mehr als medizinische Diagnosen. Sie sind Geschichten von Menschen, die versuchen, in einer komplexen Welt Halt zu finden.
Generalisierte Angststörung
GAD – Generalized Anxiety Disorder ist eine Störung, bei der Sorgen und Ängste nicht auf eine spezifische Situation beschränkt sind, sondern wie ein allgegenwärtiger Nebel das gesamte Leben durchdringen. Betroffene erleben eine anhaltende, übermäßige Besorgnis um verschiedenste Lebensbereiche – Gesundheit, Gesellschaft, Zukunft, Arbeit, Finanzen, Beziehungen – wobei diese Ängste jenseits rationaler Bedenken liegen.
Etwa 3-5% der Bevölkerung leiden unter dieser Form der Angststörung, die oft als „Sorgen-Maschine“ beschrieben wird. Das Charakteristische an der Generalisierten Angststörung ist ihre Allgegenwärtigkeit. Während andere Angststörungen oft spezifische Auslöser haben, schwebt bei GAD ein permanenter Angstzustand über dem Leben der Betroffenen. Kleine Herausforderungen werden zu potenziellen Katastrophen aufgeblasen, und der Geist dreht sich in endlosen Gedankenschleifen von Worst-Case-Szenarien. Der Partner wird hier als ständiger Zuhörer und Beruhiger missbraucht, muss Katastrophenszenarien dekonstruieren und gleichzeitig Stabilität vermitteln.
Panikstörung
Die Panikstörung ist wie ein aufgescheuchter Wächter in unserem Körper, der längst die Kontrolle verloren hat. Ohne Vorwarnung schlägt er Alarm – und zwar so laut, dass die Welt um einen herum zusammenzubrechen scheint. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, bei der dein Körper verrückt spielt und du keine Ahnung hast, was gerade passiert.
Plötzlich ist da diese alles überrollende Welle aus Angst: Dein Herz hämmert wie wild, du bekommst kaum Luft, der Boden schwankt unter deinen Füßen. Es fühlt sich an, als würdest du sterben – so real, dass du schwörst, ein Herzinfarkt stehe kurz bevor. Eine Studie von Forschern an der Universität Oxford hat gezeigt, dass Menschen in solchen Momenten tatsächlich ähnliche körperliche Reaktionen erleben wie bei einer echten Todessituation.
In Beziehungen wird diese Angst zu einem unsichtbaren Gast, der ständig mitkommt. Der Partner wird zum Rettungsanker, zum Beschützer vor Gefahren, die nur in der eigenen Vorstellung existieren. Die Angst vor der Angst wird zum Gefängnis – ein Kreislauf, aus dem man nicht zu entkommen scheint.
Eine faszinierende Parallele findet sich in der Entwicklungspsychologie: Ähnlich wie Säuglinge in den ersten Lebensjahren eine Schutzreaktion entwickeln, wenn sie sich von ihrer Bezugsperson getrennt fühlen, scheint bei Menschen mit Panikstörung dieser Überlebensmechanismus völlig übersensibel geworden zu sein. Statt uns zu schützen, tyrannisiert er uns nun mit Alarmsignalen, die keine reale Bedrohung widerspiegeln.
Sozialphobie
Stell dir vor, du bist auf einer Party, und plötzlich fühlt sich jeder Blick an wie ein stiller Vorwurf. Jedes Wort, das du sagst, könnte peinlich oder falsch rauskommen. Willkommen in der Welt der Sozialphobie – und nein, das ist nicht einfach nur Schüchternheit.
Sozialphobie ist wie eine unsichtbare Nervosität, die in deinem Kopf rumort. Jede soziale Interaktion wird zur Herausforderung. Du fühlst dich ständig beobachtet, bewertet, als ob du auf einer unsichtbaren Bühne stehst und alle nur darauf warten, dich zu bewerten. Selbst ein kurzer Blick von jemandem kann sich unangenehm anfühlen.
Und dann sind da noch diese nagenden Gedanken: Was tuscheln die über mich? Werden sie meine Geheimnisse weiterzählen? Es ist, als hätte man ständig eine innere Alarmanlage, die Warnsignale sendet. Im Grunde geht es um die uralte Angst: Nur ja nicht aus der Gruppe fallen. Denn tief in unseren Genen wissen wir: Ausgeschlossen zu werden, bedeutete früher buchstäblich den Tod.
Wusstest du, das im Mittelalter manche zu Tode Verurteilte wählen konnten, zwischen Hinrichtung und Verbannung aus der Stadt? Fast die gesamte Menschheitsgeschichte war Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einem Stand, einer Familie oder Stammesgesellschaft so überlebenswichtig, das der Ausschluss einem Todesurteil gleich kam. Kein Wunder also, das diese Angst noch in unseren Knochen sitzt und die letzten 70 Jahre materieller Überfluss und daraus resultierende Unabhängigkeit nicht viel an dieser Überlebensangst geändert haben. Sozialphobie zeigt uns die verletzliche Seite unserer menschlichen Natur – unseren tiefen Wunsch nach Akzeptanz und unsere gleichzeitige Angst vor Ablehnung.
Hypochondrische Störung
Die Macht unseres Geistes ist wie ein übereifiger Regisseur, der einen Horrorfilm in unserem Körper inszeniert. Was mit einer kleinen Sorge beginnt, kann sich in ein ganzes Spektakel von Symptomen verwandeln – ein psychologisches Schauspiel, das Mediziner den Nocebo-Effekt nennen. Allein die Vorstellung einer Krankheit kann wie ein unsichtbarer Dirigent wirken, der Schmerzen, Schwäche und mysteriöse Körpersignale orchestriert. Es ist, als hätte unser Verstand einen Direktzugang zu den Schaltern unserer Gesundheit.
Statistiken zeigen: Etwa 10-15% der Erwachsenen tanzen in dieser Achterbahnfahrt zwischen Krankheitsangst und Hoffnung. Sie sind Passagiere einer Gefühlsreise, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Liebsten an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Vielleicht kennst du es ja selbst, das du jemand in einem Film husten und schnupfen siehst und dich dann fragst, wann du eigentlich das letzte mal krank warst und dann kurz darauf auch Symptome bekommst – das ist Hypochondrie..
Eine faszinierende Studie der Stanford University enthüllte: Medizinstudenten, die Vorlesungen über Krankheitssymptome hörten, entwickelten tatsächlich vorübergehend ähnliche Beschwerden. Ein atemberaubendes Beispiel dafür, wie stark unser Gehirn unsere körperliche Realität formen kann. In gewisser Weise sind wir alle Gefangene und Regisseure unserer eigenen gesundheitlichen Vorstellungswelt – manche mehr, manche weniger. Ich definitiv mehr, weil meine Mutter mir als Ärztin schon als Kind alles mögliche eingeredet hat und ich so naiv war, es zu glauben.
Body Dysmorphe Störung
Unser Körper ist mehr als nur Fleisch und Knochen – er ist auch ein soziales und emotionales Konstrukt. Bei der Body Dysmorphen Störung wird dieser Körper zum Schlachtfeld innerer Kämpfe, wo Gesellschaftsnormen, Identität und Selbstwahrnehmung aufeinanderprallen.
Ob Magersucht, Adipositas oder verwirrte Geschlechtsidentität – diese Krankheiten zeigen, wie tief unsere Körperwahrnehmung von externen Normen und inneren Konflikten geprägt ist. Etwa 2-3% der Bevölkerung litten in der Vergangenheit unter einer Body Dysmorphen Störung, wobei meiner Meinung nach die neue Form der woken Geschlechtsverwirrung den Prozentsatz massiv nach oben getrieben hat.
In der LGBTQ+ Community wird diese Thematik besonders komplex, weil der Körper nicht mehr nur individuell, sondern auch als politisches Statement verstanden wird. Erschwerend kommt noch hinzu, das soziale Medien ohnehin den Körper zu einem Kampfplatz zwischen Selbstdefinition und gesellschaftlichen Erwartungen machen, vor allem in den empfindlichen Teenager Jahren. In dieser Zeit wird überhaupt erst ein festes Bild von der eigenen Geschlechtsidentität geformt und gerade in dieser Phase (und eigentlich schon im Kindergarten) setzen die neuen Ideologien von 72+ Geschlechtern an, um die sich langsam formenden Gehirne der jungen Menschen endgültig zu verwirren.
Ich persönlich halte das für ein schweres Verbrechen, weil es nur allzuoft in einer irreversiblen Operation oder Hormontherapie endet. Natürlich gab es schon immer Menschen, die einfach im falschen Körper geboren wurden und durch eine Geschlechtsumwandlung endlich zu ihrer wahren Identität finden. Aber diese Fälle sind auch heute noch so selten wie eh und je.
Zukunftsangst Störung
Unsere Angst ist keine Hysterie mehr – sie ist eine rationale Diagnose.
Agoraphobie
Eine Angst, die weit mehr ist als nur „ein bisschen mulmig werden“. Die Agoraphobie ist wie ein unsichtbares Gefängnis, das Menschen in ihren eigenen vier Wänden einsperrt – ein psychischer Schutzwall, der gleichzeitig zum Isolation wird.
Betroffene erleben die Welt als einen Parcours voller potenzieller Gefahren. Öffentliche Plätze, Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel – sie verwandeln sich in Bedrohungsszenarien, aus denen ein schnelles Entkommen unmöglich scheint. Jeder Schritt nach draußen wird zur Überwindung, jede Situation zu einer potenziellen Panik-Falle.
In Beziehungen wird diese Angst zu einem unsichtbaren Dritten: Der Partner mutiert zum ständigen Beschützer, zum menschlichen Schutzschild. Alltägliche Unternehmungen werden zu Hindernisrennen, gemeinsame Aktivitäten zu emotionalen Belastungsproben.
Statistisch gesehen sind 1-2% der Bevölkerung betroffen – wobei Frauen häufiger unter dieser Störung leiden. Eine faszinierende Studie der University of California zeigte, dass diese Angst tief in unseren evolutionären Überlebensmechanismen verwurzelt ist: Ähnlich wie Tiere in der Wildnis entwickeln Menschen mit Agoraphobie eine hypersensible Gefahrenwahrnehmung.
Eine berühmte Architektin, die selbst unter Agoraphobie litt, beschrieb es einmal so: „Meine Angst ist wie ein unsichtbarer Zaun, den nur ich sehen kann – und der mich gleichzeitig schützt und gefangen hält.“
Zwangsstörung OCD
Eine Gedankenmaschinerie, die außer Kontrolle geraten ist – so lässt sich die Zwangsstörung am treffendsten beschreiben. Es ist, als hätte jemand im Kopf einen Sender, der ununterbrochen Angstszenarien aussendet, und man kann weder die Lautstärke runterdrehen noch den Sender wechseln.
Zwangsgedanken sind wie nervige Gäste, die einfach nicht gehen wollen. Sie bohren, kratzen, flüstern ununterbrochen von möglichen Katastrophen. Als Gegenmaßnahme entwickeln Betroffene Rituale – wie einen verzweifelten Versuch, diese Gedanken zu bändigen. Waschzwang, übertriebene Kontrollrituale, ständiges Nachfragen – alles Strategien, um die innere Unruhe zu beruhigen.
In Beziehungen wird dieser innere Kampf besonders sichtbar: Der Partner wird zum Zeuge dieser mentalen Achterbahnfahrt, zum Anker in einem Meer aus irrationalen Befürchtungen. Etwa 2-3% der Bevölkerung tanzen in diesem emotional aufgeladenen Choreografie – wobei die wahre Zahl vermutlich deutlich höher liegt.
Eine bemerkenswerte Studie des Max-Planck-Instituts enthüllte: Menschen mit Zwangsstörungen zeigen oft eine erstaunliche Kreativität in ihren Bewältigungsstrategien. Es ist, als würde das Gehirn einen elaborierten Verteidigungsplan gegen unsichtbare Bedrohungen entwickeln. Die interessanteste Erkenntnis? Diese Störung ist weniger ein Fehler als eine übereifrige Schutzfunktion. Unsere Angst will gehört, nicht bekämpft werden. Sie ist wie ein aufgeregter Wächter, der uns zuruft: „Vorsicht, möglicherweise ist etwas nicht sicher!“ – nur dass er dabei total übertreibt.
Eine Therapeutin brachte es einmal auf den Punkt: „Zwangsgedanken sind wie überaktive Rauchmelder. Sie sind gut gemeint, aber manchmal muss man sie nur neu justieren.“
Post Traumatische Belastungs Störung
Diese Angststörung wird durch Krieg, Entwicklungstrauma und dramatische Ereignisse ausgelöst, welche so massiv und lebensbedrohlich sind, das unsere Psyche sie nicht verarbeiten kann und deshalb permanent in den Warnmodus verfällt. In Deutschland leiden etwa 3-4% der Bevölkerung an einer PTSD, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer.
PTSD kann möglicherweise mit natürlicher Pflanzenmedizin, wie Psylocibin, Ayahuasca und Iboga behandelt werden. Leider sind diese Substanzen in vielen Ländern illegal, weil sie neben ihrer Heilwirkung in selten Fällen auch Psychosen auslösen können. Und weil sie den Menschen vom angepassten Schlafschaf zu einer erwachten Seele transformieren können, wodurch sie nicht mehr als Kanonenfutter und Arbeitssklave zur Verfügung stehen.
In der Tat wurden all diese Substanzen, inklusive LSD und MDMA in Amerika zu Zeiten des Vietnamkrieges verboten, weil die 68er Hippies durch bewusstseinserweiterte Stoffe zu friedlich und intelligent wurden und begannen gegen die Kriegstreiberei zu demonstrieren. In den letzten Jahren gab es vielversprechende Studien zu MDMA bei Kriegsveteranen, die besonders häufig unter PTSD leiden. Diese Legalisierung von MDMA wurde mit der Begründung abgelehnt, das es keine Doppelblindstudien gibt, was bei so deutlich wirksamen Substanzen wie MDMA nun mal nicht möglich ist, da man den Unterschied zwischen Placebo und der echten Substanz sehr deutlich spürt.
Auswirkungen auf die Beziehung
Eine Angststörung betrifft nie nur den Menschen, der sie hat – sie wirkt sich immer auch auf die Partnerschaft aus. Oft entwickeln sich bestimmte Verhaltensmuster: Der ängstliche Partner sucht häufig nach Bestätigung und Rückversicherung, während der andere Partner versucht, besonders stark und unterstützend zu sein. Dr. Thomas Schmitt, Paartherapeut, betont: „Diese Dynamik kann beide Partner überfordern. Der eine fühlt sich abhängig und schuldig, der andere überlastet und manchmal auch eingeengt.“
Intimität und Nähe können durch Ängste erschwert werden. Vielleicht vermeidest du gemeinsame Aktivitäten aus Furcht vor Panikattacken oder ziehst dich emotional zurück, weil du denkst, du seist eine Belastung für deinen Partner. Auch die Kommunikation kann leiden, wenn Ängste verschwiegen werden oder der Partner nicht weiß, wie er damit umgehen soll.
Ich persönlich hatte als Kind eine leichte Hypochondrie – ich bin oft krank geworden, wenn ich nur jemanden niesen sah oder wenn mit mal etwas zu kalt wurde. Das hatte natürlich auch Vorteile, weil ich dann nicht in die Schule musste und Mutti Zuhause an meinem Bett war. Später hat sich diese Krankheitsangst und -Anziehung wieder gegeben, weil es nun mal lästig ist, oft Krank zu sein. Ich bin fest davon überzeugt, das jede Angst und auch was gibt. Wir können sie erst loslassen, wenn wir ihre Geschenke nicht mehr brauchen.
Heute würde ich mich eher bei der Zukunftsangst Störung verorten. Leider habe ich ein Interesse an Politik und globalen Zusammenhängen entwickelt, was den Vorteil hat, das ich genau wissen werde, wann das Land nicht mehr sicher ist und es Zeit ist, zu gehen. Der Nachteil ist, das diese endlose Feld an negativen Nachrichten sehr spannend ist und ich manchmal zu tief in den Details versinke. Ich belaste damit auch meine Beziehung und meine Partnerin hat mir diesbezüglich Redeverbot erteilt, weil ich immer mal wieder in den Warnmodus verfalle und ihr erzähle, wie die Welt demnächst zu Ende gehen könnte. Mir persönlich hilft dabei sehr ein psychisches Reset mit Pflanzenmedizin und eine Abstinenz von Katastrophenmedien, also so ziemlich allen aktuellen Nachrichten und warnenden Podcasts.
Wie sieht es bei dir aus? Was sind deine Ängste, was bringen sie dir? Hast du sie unter Kontrolle, oder beherrschen sie dich auch manchmal? Fast jeder Mensch hat seine Lieblingsangst, die auch des öfteren zu einer Störung wird, zumindest für das nähere Umfeld. Die Frage ist halt nur, wieviel Raum sie einnimmt und ob noch Zeit für die schönen Dinge des Lebens bleibt.
Die Partnerperspektive – zwischen Unterstützung und Selbstfürsorge
Als Partner eines Menschen mit Angststörung ist es wichtig, das richtige Maß zwischen Unterstützung und Eigenständigkeit zu finden. Versuche nicht, alle Ängste deines Partners ernst zu nehmen oder ihn vor allen schwierigen Situationen zu beschützen. Das kann kurzfristig helfen, verhindert aber langfristig, dass er eigene Bewältigungsstrategien entwickelt. Manchmal wirst du seine Ängste auch gar nicht verstehen können, weil jeder Mensch durch seine Lebensgeschichte ganz unterschiedliche Ängste entwickelt.
Achte auch darauf, das du nicht zu sehr in den optimistischen Gegenpol verfällst und deinen Partner als den „Überängstlichen“ definierst. Jeder Mensch hat Ängste und nach dem Polaritätsgesetz muss mindestens einer in der Beziehung oder der Gruppe die gemeinsamen Ängste durchfühlen. Das ist auch ganz logisch, da wir evolutionär in Stammeskulturen gewachsen sind, wo es immer verschiedene Menschen mit verschiedenen Ängsten brauchte. Jeder hat auf bestimmte Themenfelder vorsichtig geachtet und im Gefahrenfall die ganze Gruppe gewarnt. Nur so konnten wir als Gruppe überleben und die Jahrtausende überdauern, ohne auszusterben.
Du wirst erstaunt sein, wie optimistisch dein Partner wird, wenn du dir deine persönlichen Ängste eingestehst und kommunizierst. Alles wovor du persönlich Angst hast, braucht deinen Partner nicht mehr belasten, weil du dann in diesem Bereich die Warnfunktion für die Beziehung oder Familie übernimmst. Sehr offensichtlich wird die Aufteilung der Angst, sobald du ein kleines Kind hast und jedesmal panisch warnst, sobald dein Kind einer befahrenen Straße nahekommt: Du weißt, das dein Kind die Gefahr nicht wirklich einschätzen kann und deine Ängste fungieren als Warnsystem für das Kind, welches vielleicht impulsiv und sorglos in das heranfahrende Auto laufen würde.
Wege aus der Angst – gemeinsam stark
Übertriebene Angst dürfte eigentlich keine Beziehung zerstören, zumal sich Ängste später oft als berechtigt herausstellen, wenn der Partner tatsächlich fremdgegangen ist, der befürchtete Krieg wirklich ausgebrochen ist und die Freunde wirklich hinter dem Rücken gelästert haben. Ganz im Gegenteil: Nicht wenige Paare berichten, dass das gemeinsame, bewusste Wahrnehmen der Ängste, diese beruhigt und abschwächt, denn jede Angst hat auch ein Stückweit ihre Berechtigung, will gesehen werden und zu Schutzhandlungen inspirieren. Meine Freundin aus Bosnien ist zum Beispiel noch am Leben, weil ihr Vater sie im Jugoslawien Krieg mitten in der Nacht ins Auto gepackt hat und mit der Familie nach Deutschland geflohen ist, weil seine Angst ihn vor der Kriegseskalation gewarnt hatte. Einen Tag später wurden die Brücken gesprengt und die meisten Menschen des Dorfes umgebracht.
Es gibt viele Paare, die eine bewusste Auseinandersetzung mit der Angst noch enger zusammengeschweißt hat. Sie haben gelernt, offener zu kommunizieren, mehr Verständnis füreinander zu entwickeln und sich gegenseitig in ihrer Individualität zu respektieren. Dr. Weber fasst gut zusammen: „Eine Partnerschaft, in der Angststörungen offen thematisiert und gemeinsam angegangen werden, kann zu den stabilsten und innigsten Beziehungen überhaupt gehören. Beide Partner lernen dabei nicht nur viel übereinander, sondern auch über sich selbst.“
Die gute Nachricht ist: Angststörungen sind gut behandelbar, und eine liebevolle Beziehung wird sehr wahrscheinlich eine wichtige Ressource im Heilungsprozess sein. Hier sind einige bewährte Strategien für den Umgang mit Ängsten in der Partnerschaft:
Offene Kommunikation ist der Schlüssel. Erkläre deinem Partner, wie sich deine Ängste anfühlen und was dir in schwierigen Momenten hilft. Je besser er deine Situation versteht, desto gezielter kann er dich unterstützen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass auch der Partner seine Gefühle und Bedürfnisse äußern kann.
Entwickelt gemeinsam einen „Notfallplan“ für Angstsituationen. Dieser könnte Atemübungen, beruhigende Worte oder Handlungen beinhalten, die euch beiden Sicherheit geben. Die erfahrene Therapeutin Lisa Müller rät: „Macht die Angst zu eurem gemeinsamen Gegner, nicht zu einem Störfaktor zwischen euch. Überlegt zusammen, wie ihr als Team damit umgehen könnt.“
Professionelle Unterstützung und geführte Gruppen-Rituale mit Pflanzenmedizin (Legalität und Psychosegefahr beachten!) können sehr wertvoll sein – sowohl einzeln als auch als Paar. In der Therapie lernst du nicht nur Techniken zur Angstbewältigung, sondern auch, wie du dein Ängste im Alltag erkennst und liebevoll annehmen kannst. Natürlich ist in Zukunft deine Disziplin gefragt, weil sich dein Gehirn neu strukturieren muss, um sinnvolle Ängste zu erlauben und übertrieben Ängste abzuschwächen.