4 Bindungsstile und ihre Wirkungen in Beziehung

Ein bunter Drachen, der hoch am Himmel fliegt, während ihn eine Schnur fest im Wind hält – so könnte man Liebe in Bindung beschreiben. Was gibt deinem Herzen die Freiheit zu fliegen und gleichzeitig die Sicherheit, nicht davonzuschweben? Es sind die unsichtbaren Fäden unserer Bindungen. Und wie diese sich genau verhalten, regelt unser Bindungsstil.

Wir Menschen sind soziale Wesen, verwoben in einem komplexen Netz aus Beziehungen. Hast du dich je gefragt, warum manche von uns in diesem Netz zu tanzen scheinen, während andere sich darin verfangen? Nun, hier kommen unsere Bindungsstile ins Spiel – jene tief verwurzelten Muster, die bestimmen, wie wir Nähe und Verbundenheit mit unserem Partner gestalten. Diese Muster entstehen in unserer frühen Kindheit und prägen oft unser gesamtes Leben – von Liebesbeziehungen über Freundschaften bis hin zu beruflichen Kontakten.

Die Bindungstheorie, begründet von John Bowlby in den 1950er Jahren und später von Mary Ainsworth weiterentwickelt, bildet das Fundament unseres Verständnisses von Bindungen. Bowlby erkannte: „Die Art, wie Eltern mit ihrem Kind umgehen, besonders in den ersten Jahren, ist von entscheidender Bedeutung für dessen spätere geistige Gesundheit.“

In den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder innere Vortellungsmodelle von Beziehungen. Diese Modelle basieren auf den Erfahrungen mit ihren Bezugspersonen und formen die Grundlage für spätere Beziehungsmuster. Sie beinhalten Erwartungen darüber, wie verlässlich andere Menschen sind und wie liebenswert wir selbst sind.

Ursprünglich wurden drei Hauptbindungsstile gefunden: sicher (gesund, stabil), ängstlich-ambivalent (bedürftig, klammernd) und vermeidend (autonom, distanziert). Später kam der desorganisierte Bindungsstil (chaotisch, widersprüchlich) hinzu. Eine Langzeitstudie von Hazan und Shaver (1987) zeigte, dass diese Stile oft bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben und unsere romantischen Beziehungen beeinflussen.

Bindungsstile sind zwar früh erlernt, müssen aber nicht in Stein gemeißelt sein. Obwohl sie tief verwurzelt sind, können sie sich durch bedeutsame Erfahrungen, Therapie oder bewusste Arbeit an sich selbst verändern. Viele Menschen zeigen auch Merkmale verschiedener Bindungsstile, je nach Situation oder Beziehung.

Das Erkennen des eigenen Bindungsstils führt meist zu einem großen AHA Erlebnis und zu einem tiefen Verständnis der persönlichen Beziehungsdynamik. Wie die Psychologin Dr. Sue Johnson betont: „Wenn wir verstehen, wie unsere frühesten Bindungen unser aktuelles Verhalten beeinflussen, können wir bewusster und effektiver in unseren Beziehungen agieren.“

1. Sicherer Bindungsstil

Die gesunde Beziehung, Ausgeglichen, Stabil, Vertrauensvoll, Resilient

Der sichere Bindungsstil gilt als der gesündeste und adaptivste der vier Bindungsstile. Menschen mit diesem Stil haben in ihrer Kindheit konsistente, liebevolle und aufmerksame Betreuung erfahren. Dies führt zu einem grundlegenden Vertrauen in sich selbst und andere, was sich wiederum positiv auf alle Lebensbereiche auswirkt.

Fallbeispiel: Lisa, 32, wuchs in einem liebevollen Elternhaus auf. Ihre Eltern waren stets für sie da, reagierten einfühlsam auf ihre Bedürfnisse und ermutigten sie, die Welt zu erkunden. Als Erwachsene fällt es Lisa leicht, enge Beziehungen zu führen. Sie fühlt sich wohl damit, um Hilfe zu bitten, wenn sie sie braucht, und kann gleichzeitig gut allein sein. In ihrer Partnerschaft kommuniziert sie offen über Gefühle und Bedürfnisse. Konflikte sieht sie als Chance zur Weiterentwicklung der Beziehung.

Ursache:

  • Konsistente, liebevolle und aufmerksame Betreuung in der Kindheit
  • Eltern, die auf die Bedürfnisse des Kindes angemessen reagieren

Merkmale:

  • Gesundes Selbstwertgefühl
  • Fähigkeit, enge Beziehungen zu führen
  • Gute Balance zwischen Nähe und Autonomie

Heilung:

  • In der Regel nicht erforderlich, da dies der gesündeste Bindungsstil ist

2. Bedürftiger Bindungsstil

Klammernd, Ängstlich, Anhänglich, Unsicher-verstrickt, Abhängig, Unterlegen

Der ängstlich-ambivalente Bindungsstil entwickelt sich oft, wenn Kinder inkonsistente oder unzureichende Fürsorge erfahren. Diese Erfahrungen führen zu einer tiefsitzenden Unsicherheit und dem ständigen Bedürfnis nach Bestätigung in Beziehungen. Menschen mit diesem Bindungsstil haben gleichzeitig einen starken Wunsch nach Nähe und eine tiefe Angst vor dem Verlassen-werden.

Fallbeispiel: Markus, 28, hatte eine Mutter, die emotional abwesend war und ihn als Baby schon nach wenigen Monaten in die Kindergrippe gab, um wieder arbeiten zu können. Sein Vater war auch beruflich oft unterwegs. Als Erwachsener fällt es Markus schwer, seinen Partnern zu vertrauen. Er sucht ständig nach Bestätigung und hat Angst, verlassen zu werden. In Beziehungen neigt er dazu, zu „klammern“ und wird schnell eifersüchtig. Gleichzeitig hat er Schwierigkeiten, seine eigenen Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen, aus Angst, den anderen zu verärgern und möglicherweise zu verlieren.

Ursache:

  • Inkonsistente oder unzureichende elterliche Fürsorge
  • Fehlende emotionale Verfügbarkeit der Eltern
  • Unberechenbare Reaktionen auf kindliche Bedürfnisse
  • Vernachlässigung oder mangelnde Zuwendung in der Kindheit

Merkmale:

  • Starkes Bedürfnis nach Nähe und Bestätigung
  • Angst vor Verlassen werden
  • Tendenz zur Überabhängigkeit

Heilung:

  • Entwicklung von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Erlernen gesunder Grenzen in Beziehungen
  • Therapie zur Aufarbeitung vergangener Erfahrungen
  • Üben von Selbstständigkeit und Eigenständigkeit

3. Vermeidender Bindungsstil

Unabhängig, Distanziert, Selbstgenügsam, Autonom, Überlegen, Überheblich

Der vermeidende Bindungsstil entsteht oft als Reaktion auf übermäßig kontrollierende, sich ständig einmischende oder emotional fordernde Helikopter Eltern. Kinder lernen in solchen Umgebungen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und entwickeln eine Art „Allergie“ gegen zu viel Nähe und Einmischung. Als Erwachsene streben sie nach Unabhängigkeit und haben Schwierigkeiten, emotionale Intimität zuzulassen.

Fallbeispiel: Sarah, 35, wuchs mit einer überfürsorglichen Mutter auf, die ständig in ihr Leben eingriff und ihre Gefühle als Quelle der eigenen emotionalen Erfüllung nutzte. Ihr Vater war streng und erwartete stets Perfektion. Als Erwachsene hat Sarah Schwierigkeiten, enge emotionale Bindungen einzugehen. Sie schätzt ihre Unabhängigkeit sehr und fühlt sich unwohl, wenn andere zu viel Nähe oder emotionale Unterstützung von ihr erwarten. In Beziehungen neigt sie dazu, sich zurückzuziehen, wenn es zu intim wird, und hat Schwierigkeiten, ihre Gefühle auszudrücken.

Ursache:

  • Übermäßig kontrollierende oder einmischende Eltern
  • Strenge Disziplin und zu viele Regeln in der Kindheit
  • Eltern (meist Mütter), die das Kind als Quelle emotionaler Erfüllung nutzen
  • Überfürsorglichkeit oder emotionales Überengagement der Eltern

Merkmale:

  • Starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit
  • Schwierigkeiten, Gefühle zu zeigen oder Nähe zuzulassen
  • Tendenz, sich in Beziehungen zurückzuziehen
  • „Allergie“ gegen zu viel Einmischung und Nähe

Heilung:

  • Üben, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken
  • Lernen, Nähe und Intimität zuzulassen
  • Vertrauensaufbau in Beziehungen
  • Erkennen des Wertes von emotionaler Verbundenheit
  • Entwicklung gesunder Grenzen

4. Chaotischer Bindungsstil

Desorganisiert, Unberechenbar, Anziehen-Wegstoßen, Widersprüchlich

Der desorganisierte Bindungsstil ist oft das Ergebnis von traumatischen Erfahrungen oder stark dysfunktionalen Familienverhältnissen in der Kindheit. Kinder, die in bedrohlichen oder stark vernachlässigenden Umgebungen aufwachsen, entwickeln keine konsistente Strategie, um mit Stress und Beziehungen umzugehen. Dies führt zu widersprüchlichem Verhalten und Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation im Erwachsenenalter.

Fallbeispiel: Tom, 40, wuchs in einer Familie mit einem alkoholabhängigen, gewalttätigen Vater und einer depressiven Mutter auf. Als Kind erlebte er unberechenbare Situationen von Vernachlässigung und Missbrauch. Als Erwachsener hat Tom große Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen. Sein Verhalten in Beziehungen ist oft widersprüchlich – manchmal sucht er verzweifelt nach Nähe, dann wieder stößt er Menschen abrupt von sich. Er hat Probleme, seine Emotionen zu regulieren und neigt zu impulsivem Verhalten. In Stresssituationen fühlt er sich oft „eingefroren“ oder dissoziiert.

Ursache:

  • Traumatische Erfahrungen oder missbrauchende Bezugspersonen
  • Stark vernachlässigende oder bedrohliche Umgebung in der Kindheit
  • Eltern mit eigenen unverarbeiteten Traumata

Merkmale:

  • Widersprüchliches Verhalten in Beziehungen
  • Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation
  • Probleme, konsistente Beziehungsmuster zu entwickeln

Heilung:

  • Traumatherapie
  • Erlernen von Emotionsregulation
  • Aufbau eines sicheren Umfelds und stabiler Beziehungen
  • Entwicklung von Konsistenz in Beziehungen

Welchem Beziehungsstil ordnest du dich zu? Ich persönlich fand mich in der Vergangenheit meist in dem bedürftigen Bindungsstil wieder, vor allem, wenn ich Freundinnen hatte, die selbst sehr autonom waren und viel Freiheit wollten. Dann sprang mein altes Muster an, welches ich schon mit meiner Mutter als Kind lange praktiziert hatte, um sie von ihrer Arbeit wegzuholen und an mich zu binden: Ich wurde einfach krank, weil der andere dann gar nicht anders kann, als sich um mich zu kümmern. Bei meiner Mutter hat das funktioniert. bei meinen Freundinnen eher nicht, weil sie einen starken Mann und keinen Pflegefall als Partner wollten. Als mir dieses Muster im fortgeschrittenen Alter irgendwann bewusst wurde, war das AHA Erlebnis so stark, das ich das Muster endgültig loslassen konnte. Heute versuche ich so klar wie möglich zu kommunizieren und von Anfang an klare Abmachungen und Grenzen in der Beziehung zu etablieren.

 

Ein bunter Drachen, der hoch am Himmel fliegt, während ihn eine Schnur fest im Wind hält – so könnte man Liebe in Bindung beschreiben. Was gibt deinem Herzen die Freiheit zu fliegen und gleichzeitig die Sicherheit, nicht davonzuschweben? Es sind die unsichtbaren Fäden unserer Bindungen. Und wie diese sich genau verhalten, regelt unser Bindungsstil.

Wir Menschen sind soziale Wesen, verwoben in einem komplexen Netz aus Beziehungen. Hast du dich je gefragt, warum manche von uns in diesem Netz zu tanzen scheinen, während andere sich darin verfangen? Nun, hier kommen unsere Bindungsstile ins Spiel – jene tief verwurzelten Muster, die bestimmen, wie wir Nähe und Verbundenheit mit unserem Partner gestalten. Diese Muster entstehen in unserer frühen Kindheit und prägen oft unser gesamtes Leben – von Liebesbeziehungen über Freundschaften bis hin zu beruflichen Kontakten.

Die Bindungstheorie, begründet von John Bowlby in den 1950er Jahren und später von Mary Ainsworth weiterentwickelt, bildet das Fundament unseres Verständnisses von Bindungen. Bowlby erkannte: „Die Art, wie Eltern mit ihrem Kind umgehen, besonders in den ersten Jahren, ist von entscheidender Bedeutung für dessen spätere geistige Gesundheit.“

In den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder innere Vortellungsmodelle von Beziehungen. Diese Modelle basieren auf den Erfahrungen mit ihren Bezugspersonen und formen die Grundlage für spätere Beziehungsmuster. Sie beinhalten Erwartungen darüber, wie verlässlich andere Menschen sind und wie liebenswert wir selbst sind.

Ursprünglich wurden drei Hauptbindungsstile gefunden: sicher (gesund, stabil), ängstlich-ambivalent (bedürftig, klammernd) und vermeidend (autonom, distanziert). Später kam der desorganisierte Bindungsstil (chaotisch, widersprüchlich) hinzu. Eine Langzeitstudie von Hazan und Shaver (1987) zeigte, dass diese Stile oft bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben und unsere romantischen Beziehungen beeinflussen.

Bindungsstile sind zwar früh erlernt, müssen aber nicht in Stein gemeißelt sein. Obwohl sie tief verwurzelt sind, können sie sich durch bedeutsame Erfahrungen, Therapie oder bewusste Arbeit an sich selbst verändern. Viele Menschen zeigen auch Merkmale verschiedener Bindungsstile, je nach Situation oder Beziehung.

Das Erkennen des eigenen Bindungsstils führt meist zu einem großen AHA Erlebnis und zu einem tiefen Verständnis der persönlichen Beziehungsdynamik. Wie die Psychologin Dr. Sue Johnson betont: „Wenn wir verstehen, wie unsere frühesten Bindungen unser aktuelles Verhalten beeinflussen, können wir bewusster und effektiver in unseren Beziehungen agieren.“

1. Sicherer Bindungsstil

Die gesunde Beziehung, Ausgeglichen, Stabil, Vertrauensvoll, Resilient

Wenn du diesen Bindungsstil verkörperst, hattest du das Glück, in einer stabilen, verlässlichen Umgebung aufzuwachsen. Deine Eltern waren präsent, einfühlsam und haben dir gleichzeitig die Freiheit gegeben, die Welt zu erkunden. Das Resultat? Du navigierst Beziehungen mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit, die für andere fast zu schön ist, um wahr zu sein.

In Partnerschaften bist du nicht der Typ, der in Panik verfällt, wenn dein Partner mal eine Stunde später nach Hause kommt. Du vertraust – und zwar nicht nur anderen, sondern auch dir selbst. Konflikte siehst du als Chance zum Wachsen, nicht als Bedrohung. Du kommunizierst offen, ohne dabei dramatisch zu werden. Deine Beziehungen sind Räume der Entfaltung, nicht der Reparatur.

Wie hast du es geschafft, so großartig zu sein, ohne eine Spur von Narzissmus zu entwickeln? Nun, deine frühen Beziehungserfahrungen haben dir ein emotionales Fundament gebaut – solid, flexibel und robust. Deine Eltern waren wie gute Architekten deiner Gefühlswelt: Sie haben Strukturen geschaffen, die Halt geben, ohne zu erdrücken. Du hast gelernt, dass Bedürfnisse wichtig sind, aber nicht um jeden Preis erfüllt werden müssen. Deine innere Balance ist wie ein gut eingestellter Thermostat: Du spürst genau, wann du Nähe brauchst und wann Distanz gut tut.

Für deinen Partner bist du ein Geschenk. Keine nervigen Eifersuchtsdramen, keine versteckten Manipulationen. Stattdessen bietet du Stabilität, ohne einengend zu wirken. Konflikte sind für dich keine Kriegserklärung, sondern Dialoge zur Beziehungsoptimierung. Du kannst zuhören, ohne dir alles persönlich zu nehmen, und sprechen, ohne zu verletzen.

    2. Bedürftiger Bindungsstil

    Klammernd, Ängstlich, Anhänglich, Unsicher-verstrickt, Abhängig, Unterlegen

    Wenn du diesen Bindungsstil verkörperst, war deine Kindheit ein traurige Geschichte der Einsamkeit. Deine Eltern waren manchmal präsent, aber viel öfters noch abwesend – ein emotionales Versteckspiel, bei dem du permanent den Kürzeren gezogen hast. Das Resultat? Eine tiefsitzende Unsicherheit und das ständige Bedürfnis nach Bestätigung von deinem Partner.

    In deiner Partnerschaft bist du ein überempfindlicher Seismograph für Nähe und Bestätigung. Jede ein wenig später kommende SMS deines Partners löst eine innere Panikwelle aus. Du checkst Whatsapp-Status, interpretierst Emojis und deutest Lesebestätigungen wie Geheimcodes einer Verschwörung. Dein Vertrauensradius ist so schmal wie ein Drahtseil über dem Abgrund der Angst.

    Die Psychologie deines bedürftigen Bindungsstils ist ein komplexes Beziehungslabyrinth. Dein emotionales Fundament gleicht eher einem Kartenhaus, als wie einer stabilen Konstruktion. Du hast gelernt, dass Zuneigung ein knappes Gut ist, das man sich verdienen muss – mit Anhänglichkeit, Anpassung, permanenter Verfügbarkeit.

    Deine innere Balance gleicht einem defekten Thermostat: Mal friert du vor Angst, mal brennst du vor Sehnsucht. Du spürst Nähe nicht als Komfort, sondern als Überlebensnotwendigkeit. Jede Beziehung ist wie ein Rettungsboot – und du klammerst dich mit all deiner Kraft, aus Angst, wieder unterzugehen.

    Für deinen Partner bist du eine emotionale Herausforderung. Deine Anhänglichkeit kann sich schnell von Zuneigung zu emotionaler Kontrolle verwandeln. Du bist der Meister subtiler Manipulationen – nicht aus Böswilligkeit, sondern aus pure Überlebensangst. „Zufällige“ Krisen, strategische Hilflosigkeit, das perfekte Opfer-Muster – deine Werkzeuge, um Aufmerksamkeit zu generieren.

    Deine Herausforderung? Du musst lernen, dass Liebe kein Kampf um Ressourcen ist. Dass Beziehungen keine Überlebensverträge sind, sondern Begegnungsräume. Dein Weg führt über die Erkenntnis, dass deine Bedürfnisse wertvoll sind – unabhängig davon, ob sie gerade erfüllt werden oder nicht.

    Die Heilung beginnt mit Selbstmitgefühl. Mit der Erkenntnis, dass deine Sehnsucht nach Verbindung keine Schwäche ist, sondern eine zutiefst menschliche Kraft. Du lernst, dich selbst zu versorgen, bevor du andere um Versorgung bittest.

    Deine Beziehungen werden dann keine Rettungsboote mehr sein, sondern Segelschiffe – mit dir als selbstbewusster Kapitänin, die den Kurs bestimmt.

      3. Vermeidender Bindungsstil

      Unabhängig, Distanziert, Selbstgenügsam, Autonom, Überlegen, Überheblich

      Der vermeidende Bindungsstil entsteht oft als Reaktion auf übermäßig kontrollierende, sich ständig einmischende oder emotional fordernde Helikopter Eltern. Kinder lernen in solchen Umgebungen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und entwickeln eine Art „Allergie“ gegen zu viel Nähe und Einmischung. Als Erwachsene streben sie nach Unabhängigkeit und haben Schwierigkeiten, emotionale Intimität zuzulassen.

      Fallbeispiel: Sarah, 35, wuchs mit einer überfürsorglichen Mutter auf, die ständig in ihr Leben eingriff und ihre Gefühle als Quelle der eigenen emotionalen Erfüllung nutzte. Ihr Vater war streng und erwartete stets Perfektion. Als Erwachsene hat Sarah Schwierigkeiten, enge emotionale Bindungen einzugehen. Sie schätzt ihre Unabhängigkeit sehr und fühlt sich unwohl, wenn andere zu viel Nähe oder emotionale Unterstützung von ihr erwarten. In Beziehungen neigt sie dazu, sich zurückzuziehen, wenn es zu intim wird, und hat Schwierigkeiten, ihre Gefühle auszudrücken.

      Ursache:

      • Übermäßig kontrollierende oder einmischende Eltern
      • Strenge Disziplin und zu viele Regeln in der Kindheit
      • Eltern (meist Mütter), die das Kind als Quelle emotionaler Erfüllung nutzen
      • Überfürsorglichkeit oder emotionales Überengagement der Eltern

      Merkmale:

      • Starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit
      • Schwierigkeiten, Gefühle zu zeigen oder Nähe zuzulassen
      • Tendenz, sich in Beziehungen zurückzuziehen
      • „Allergie“ gegen zu viel Einmischung und Nähe

      Heilung:

      • Üben, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken
      • Lernen, Nähe und Intimität zuzulassen
      • Vertrauensaufbau in Beziehungen
      • Erkennen des Wertes von emotionaler Verbundenheit
      • Entwicklung gesunder Grenzen

      4. Chaotischer Bindungsstil

      Desorganisiert, Unberechenbar, Anziehen-Wegstoßen, Widersprüchlich

      Der desorganisierte Bindungsstil ist oft das Ergebnis von traumatischen Erfahrungen oder stark dysfunktionalen Familienverhältnissen in der Kindheit. Kinder, die in bedrohlichen oder stark vernachlässigenden Umgebungen aufwachsen, entwickeln keine konsistente Strategie, um mit Stress und Beziehungen umzugehen. Dies führt zu widersprüchlichem Verhalten und Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation im Erwachsenenalter.

      Fallbeispiel: Tom, 40, wuchs in einer Familie mit einem alkoholabhängigen, gewalttätigen Vater und einer depressiven Mutter auf. Als Kind erlebte er unberechenbare Situationen von Vernachlässigung und Missbrauch. Als Erwachsener hat Tom große Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen. Sein Verhalten in Beziehungen ist oft widersprüchlich – manchmal sucht er verzweifelt nach Nähe, dann wieder stößt er Menschen abrupt von sich. Er hat Probleme, seine Emotionen zu regulieren und neigt zu impulsivem Verhalten. In Stresssituationen fühlt er sich oft „eingefroren“ oder dissoziiert.

      Ursache:

      • Traumatische Erfahrungen oder missbrauchende Bezugspersonen
      • Stark vernachlässigende oder bedrohliche Umgebung in der Kindheit
      • Eltern mit eigenen unverarbeiteten Traumata

      Merkmale:

      • Widersprüchliches Verhalten in Beziehungen
      • Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation
      • Probleme, konsistente Beziehungsmuster zu entwickeln

      Heilung:

      • Traumatherapie
      • Erlernen von Emotionsregulation
      • Aufbau eines sicheren Umfelds und stabiler Beziehungen
      • Entwicklung von Konsistenz in Beziehungen

      Welchem Beziehungsstil ordnest du dich zu? Ich persönlich fand mich in der Vergangenheit meist in dem bedürftigen Bindungsstil wieder, vor allem, wenn ich Freundinnen hatte, die selbst sehr autonom waren und viel Freiheit wollten. Dann sprang mein altes Muster an, welches ich schon mit meiner Mutter als Kind lange praktiziert hatte, um sie von ihrer Arbeit wegzuholen und an mich zu binden: Ich wurde einfach krank, weil der andere dann gar nicht anders kann, als sich um mich zu kümmern. Bei meiner Mutter hat das funktioniert. bei meinen Freundinnen eher nicht, weil sie einen starken Mann und keinen Pflegefall als Partner wollten. Als mir dieses Muster im fortgeschrittenen Alter irgendwann bewusst wurde, war das AHA Erlebnis so stark, das ich das Muster endgültig loslassen konnte. Heute versuche ich so klar wie möglich zu kommunizieren und von Anfang an klare Abmachungen und Grenzen in der Beziehung zu etablieren.

       

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