Wie der Narzisst dich manipuliert
Wenn du das Gefühl hast, in deiner Beziehung langsam die Kontrolle über deine Realitätswahrnehmung zu verlieren, wenn du ständig zweifelst, ob deine Gedanken und Gefühle überhaupt noch zählen, dann bist du möglicherweise in den manipulativen Windungen narzisstischer Beziehungsdynamiken gefangen. Der Narzisst ist ein Meister der emotionalen Desorientierung – er verschiebt Grenzen, verzerrt Wahrnehmungen und destabilisiert systematisch dein Selbstvertrauen.
Narzissmus zeigt sich in vielen Gesichtern, und nicht immer entspricht er dem Klischee der lauten Selbstdarstellung. Die subtilen Formen sind oft schwerer zu erkennen, aber ebenso prägend für Beziehungen. Manchmal ist es gerade die scheinbare Sanftheit, mit der ein Narzisst deine Realität unterminiert, die ihn so gefährlich macht.
Tatsächlich durchdringt Narzissmus zwischenmenschliche Dynamiken auf eine Weise, die weit über simple Selbstverliebtheit hinausgeht. Die Bandbreite reicht von offensichtlichen Selbstüberschätzungen bis zu kaum wahrnehmbaren Verhaltensmustern, die langsam aber stetig die Grundfesten einer Partnerschaft untergraben.
Wie wird ein Mensch zum Narzisst? Kinder, die entweder vollständig übersehen oder übermäßig idealisiert wurden, entwickeln Abwehrmechanismen, die ihre verletzliche innere Struktur schützen sollen. Diese frühen Erfahrungen prägen ein Selbstbild, das zwischen Grandiosität und tiefer Unsicherheit oszilliert. Die Dynamik ist dabei hochgradig individuell und kann von außen nur schwer erkannt werden, wenn man nicht weiß, worauf man achten muss. Damit auch den Narzissten schnell identifizieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen kannst, habe ich dieses Kapitel geschrieben.
Ich selbst erkenne Narzissten am besten an ihrem ausgeprägten Charisma, ihrer Eloquenz und ihrem charmant vereinnahmenden Wesen, welches sie geschickt nutzen, um Bewunderung und Liebe zu erlangen, statt einfach sie selbst zu sein und mit andere Menschen eine schöne Zeit zu haben. Sie sind auch sehr empfindlich, weshalb ihre gute Laune sehr schnell in Wut und Angriff umschlägt, sobald ich ihre Erwartungen nicht erfülle oder ihnen einfach nicht genug Bewunderung entgegen bringe. Narzissmus ist eine Spektrumsstörung und manifestiert sich in unterschiedlichsten Schattierungen, die nicht nur von außen, sondern auch für den Betroffenen selbst schwer zu erkennen sind.
Meine eigene frühe Prägung durch einen mittelschwer narzisstischen Vater, hat meine Kindheit gelinde gesagt ziemlich erschwert. Als Kind wusste ich nicht, das die Abwesenheit, Selbstbezogenheit und Lieblosigkeit meines Vaters nichts mit mir zu tun hat, sondern nur mit ihm. Trotzdem hat es beim ersten narzisstischen Menschen in meinem Erwachsenenleben über ein Jahr gebraucht, um die Parallelen zu meiner Kindheit zu erkennen. Und dann nochmal eine ganze Weile, bis ich überhaupt von Narzissmus erfahren habe und die Situation einordnen konnte. Ich wusste anfangs nicht, das Narzissten genau Null Krankheitseinsicht haben und habe mich gewundert, wie mein narzisstischer Mitbewohner jede Situation so hindrehen konnte, das er der Held war und ich der Trottel. Auch wenn er etwas total vergeigt hatte, was öfters vor kam, war er trotzdem 100% von sich überzeugt und alle anderen waren an der Situation schuld. Vielleicht hätte mich diese scheinbare Selbstsicherheit sogar beeindruckt, wenn sie nicht immer auf meine, oder andere Menschen Kosten gegangen wäre.
Nun, bei jedem weiteren Narzissten in meinem Leben ging diese Erkenntnis schneller und schneller. Meine Strategie heute ist Distanz und klare Grenzen. Ich verlasse Beziehungen und Geschäftskontexte schnell, sobald ich diese Muster erkenne. Nicht aus Verachtung, sondern aus Selbstfürsorge. Ich will meine emotionale Energie nicht mehr in diese toxischen Dynamiken investieren, weil es bei Narzissmus leider fast nie ein Happy End gibt.
Wenn du ein liebevoller Mensch bist und manchmal einen Narzissten in deinem Leben wiederfindest, dann wundere dich nicht, denn Narzissten fühlen sich von herzoffenen Menschen angezogen, wie Motten vom Licht. Sie wittern sofort jede kleine Offenheit und schleichen sich zu deiner Liebe, um ihr eigenes Herz nicht öffnen zu müssen, weil sie dann auch den eigenen dunklen Schatten der traurigen Kindheit begegnen würden. Es ist halt nicht möglich das Herz zu öffnen, ohne auch den eigenen Schmerz zu spüren. Dieser ist bei Narzissten so abgrundtief, das die meisten sich lieber ein Leben lang davor verstecken und jeden Menschen, der diesen Schmerz bei ihnen auslöst, cholerisch anbrüllen oder subtil emotional vernichten.
Die verschiedenen Gesichter des Narzissmus
Grandioser Narzissmus
Der grandiose Narzissmus ist eine der am häufigsten wahrgenommenen narzisstischen Persönlichkeitsstrukturen - eine psychologische Architektur, die gleichzeitig faszinierend und zerstörerisch ist. Er manifestiert sich als eine scheinbar unerschütterliche Fassade absolutistischer Selbstüberhöhung, hinter der sich in Wahrheit eine zutiefst verletzliche psychische Landschaft verbirgt.
Die psychologische Grunddynamik ist komplex: Was oberflächlich wie pure Arroganz und Selbstüberschätzung wirkt, ist in Wahrheit ein verzweifelter Überlebensmechanismus. Der grandiose Narzisst kämpft nicht mit Selbstüberschätzung, sondern mit einem fundamentalen inneren Vakuum. Jede Geste der Selbstinszenierung ist ein Versuch, eine innere Leere zu überbrücken, die durch frühe emotionale Traumata entstanden ist.
In beruflichen und privaten Kontexten zeigt sich diese Dynamik besonders deutlich. Der grandiose Narzisst konstruiert eine Realität, in der er als unfehlbarer Protagonist agiert. Meetings, soziale Interaktionen, Beziehungen werden zu Bühnen seiner Selbstdarstellung. Er unterbricht, wertet ab, inszeniert - nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus einem panischen Bedürfnis nach Bestätigung.
Beispiel: Ein Manager, der in Meetings ausschließlich über seine eigenen Erfolge spricht, Mitarbeiter unterbricht und deren Leistungen kleinredet. Er inszeniert sich als unfehlbarer Held, dem alle zu Dank verpflichtet sind. Sein unstillbares Redebedürfnis und die Abwertungen anderer wirken wie pure Arroganz, sind aber verzweifelte Versuche, ein brüchiges Selbst zu stabilisieren. Jede Konfrontation, jede Hervorhebung der eigenen Größe ist ein Schrei nach Anerkennung. Wenn du an den perfekten Fassaden eines Narzissten rüttelst und seine Unfehlbarkeit in Frage stellst, wirst du höchstwahrschein seinen geballten Hass zu spüren bekommen, den er eigentlich auf seine Eltern hat.
Die Beziehungsdynamik mit einem grandiosen Narzissten gleicht einem emotional destruktiven Herrschaftssystem, in dem der Partner zum reinen Funktionsobjekt degradiert wird. Es entwickelt sich eine hochgradig toxische Interaktionsstruktur, die systematisch die Selbstachtung und Identität des Partners zerstört. Die Phasen dieser Dynamik folgen einem präzisen Muster:
Idealisierungsphase: Zu Beginn wird der Partner überhöht, mit Aufmerksamkeit überschüttet und als perfektes Accessoire inszeniert. Der Narzisst projiziert ein grandios-romantisches Bild, in dem der Partner als Bewunderer und Statussymbol fungiert. Diese Phase dient primär dazu, Bindung und Abhängigkeit zu erzeugen.
Devaluierungsphase: Sobald der Partner nicht mehr die gewünschte Bewunderung und Unterwürfigkeit zeigt, beginnt die systematische Abwertung. Kritik, passive aggressive Kommentare und emotionale Manipulation sind das Standardrepertoire. Der Partner lernt, sich permanent zu rechtfertigen, zu erklären und zu entschuldigen.
Diskardierungsphase: Wenn der Partner seine Nützlichkeit verliert, wird er ohne Skrupel fallen gelassen. Der Narzisst wechselt ohne emotionale Bindung zu einem neuen "Bewunderungsobjekt". Der zurückgelassene Partner bleibt oft traumatisiert und mit zerstörtem Selbstwertgefühl zurück. Wenn er Pech hat, zieht sich diese Phase in die Länge, wenn er das Spiel erkennt, dann geht er freiwillig, denn der Narzisst wird nie seine innere Leere zugeben und sein verletzendes Verhalten gestehen.
Permanente Selbstinszenierung ist das Lebensprinzip des Narzissten. Jede Interaktion wird zur Bühne der Selbstdarstellung, auf der der Partner nur als Statist fungiert. Seine Kommunikation ist ein Monolog, in dem Authentizität und Reziprozität keine Rolle spielen.
Die Unfähigkeit, Kritik zu akzeptieren, führt zu hochgradig manipulativen Strategien. Jede Infragestellung wird als existenzielle Bedrohung interpretiert und mit Abwertung, emotionaler Bestrafung oder Gaslighting beantwortet. Oft ist auch verbale oder körperlicher Gewalt im Spiel.
Die systematische Abwertung des Partners folgt einer präzisen Logik der Destabilisierung. Kleine Kommentare, ironische Bemerkungen, gezielte Zweifel an Kompetenz und Intelligenz werden systematisch eingesetzt, um die Selbstachtung zu unterminieren.
Das zentrale Ziel des grandiosen Narzissten ist die totale emotionale Kontrolle. Der Partner wird so destabilisiert, dass er die Beziehung nicht mehr verlassen kann oder will - aus Angst, Unsicherheit und dem Glauben, ohne den Narzissten nicht lebensfähig zu sein.
Mein Rat: löse die Beziehung schnellstmöglich auf und gehe, bevor es zu spät ist. Narzissten schrecken leider meist nicht vor Gewalt zurück und nicht selten muss die Polizei in eine Trennung involviert werden, weil das eigene Leben in Gefahr gerät, wenn der Narzisst seine Quelle der Selbsterhöhung schwinden sieht.
Vulnerabler Narzissmus
Der vulnerable Narzissmus repräsentiert eine der subtilsten und psychologisch komplexesten Formen narzisstischer Selbstinszenierung. Anders als der klassische grandiose Narzisst, der sich lautstark in Szene setzt, arbeitet der vulnerable Narzisst mit einem raffiniertem System emotionaler Manipulation, das auf scheinbarer Selbstzweifel und Unterlegenheit basiert.
Die psychologische Grundstruktur ist faszinierend: Was oberflächlich wie Bescheidenheit und Unsicherheit wirkt, ist in Wahrheit eine berechnende Strategie der Aufmerksamkeitsgewinnung. Der vulnerable Narzisst inszeniert sich als verkanntes Genie, als sensible Seele, die zu fein für diese rauhe Welt ist. Seine Schwäche wird zur Stärke, seine Unsichtbarkeit zum Kunstwerk.
In Beziehungen manifestiert sich diese Dynamik besonders intensiv. Der Partner wird zum emotionalen Resonanzraum, zum Spiegel, in dem sich der vulnerable Narzisst permanent neu erfinden kann. Er provoziert Mitleid, Fürsorge und Bewunderung durch eine paradoxe Choreographie: Einerseits präsentiert er sich als zutiefst unsicher, andererseits schwingen unterschwellig massive Größenfantasien mit.
Seine Kommunikation ist ein Meisterwerk passiv-aggressiver Manipulation. Er wird nie direkt sagen, wie großartig er ist - stattdessen wird er seine Werke subtil herabsetzen, um geradezu heroische Bestätigungen zu ernten. "Mein Gedicht ist wahrscheinlich völlig mittelmäßig", sagt er - und wartet insgeheim darauf, als verkanntes Genie gefeiert zu werden.
Charakteristische Verhaltensweisen umfassen:
- Ständige subtile Selbstentwertung
- Manipulation durch emotionale Unterwerfung
- Passive aggressive Kommunikationsmuster
- Ein unstillbares Verlangen nach heimlicher Bewunderung
Psychologisch gesehen entspringt dieser Mechanismus oft frühen Traumata und Bindungsstörungen. Der vulnerable Narzisst hat gelernt, dass Aufmerksamkeit effektiver durch scheinbare Schwäche, als durch laute Selbstbehauptung generiert werden kann.
In der Praxis bedeutet dies für den Partner: Er wird emotional ausgelaugt, permanent zwischen Mitleid, Frustration und heimlicher Bewunderung hin- und hergerissen. Die Beziehung wird zum psychologischen Kampffeld, auf dem der vulnerable Narzisst seine subtilen Machtspiele austrägt. Warnung: Erkenne die Muster, setze klare Grenzen und schütze deine emotionale Integrität. Der vulnerable Narzisst ist kein hilfloses Opfer, sondern ein sehr effektiver Manipulator.
Voraussetzungen für eine eventuell gelingende Beziehung:
- Krankheitseinsicht, also die Selbsterkenntnis destruktiver Verhaltensmuster
- Bereitschaft professionellen Hilfe anzunehmen
- Emotionale Lernfähigkeit und aktive Veränderung innerer Muster
- Ehrliche Reflexion eigener Handlungen und Verantwortungsübernahme
Der kommunikative Ansatz erfordert absolute Klarheit und emotionale Distanz. Der Partner muss subtile Manipulationen sofort erkennen und direkt ansprechen, ohne selbst in Gegenmanipulationen zu verfallen. Wichtig ist eine konsequente Grenzsetzung, die Respekt und Selbstschutz signalisiert.
Die emotionale Strategie konzentriert sich auf Selbstfürsorge und Autonomie. Der Partner muss lernen, die eigenen Bedürfnisse zu priorisieren und den Selbstwert unabhängig von der Beziehungsdynamik zu entwickeln. Die zentrale Erkenntnis lautet: Man kann den vulnerablen Narzissten lieben, aber nicht heilen.
Die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Veränderung bleibt gering. Selbstschutz hat absolute Priorität. Eine realistische Einschätzung der Situation und die Bereitschaft, die Beziehung gegebenenfalls zu beenden, sind entscheidend für die psychische Gesundheit des Partners.
Maligner Narzissmus
Der maligne Narzissmus repräsentiert eine besonders gefährliche Form narzisstischer Persönlichkeitsstruktur, die weit über klassische narzisstische Muster hinausgeht. Er zeichnet sich durch eine systematische, fast wissenschaftlich präzise emotionale Zerstörungsstrategie aus, bei der der Betroffene nicht nur Aufmerksamkeit und Bewunderung sucht, sondern aktiv darauf abzielt, die psychische Integrität seines Gegenübers zu untergraben.
Im Kern geht es dem malignen Narzissten um totale Kontrolle - eine Kontrolle, die tiefer und destruktiver ist als bei anderen narzisstischen Typen. Während ein grandiose Narzisst primär Bewunderung sucht, will der maligne Narzisst seinen Partner vollständig brechen, manipulieren und von sich abhängig machen. Seine Strategien sind hochgradig sophistiziert und psychologisch raffiniert.
Beispiel: Stell dir einen gutaussehenden, charismatischen Mann vor, der seine Partnerin, die er zuerst wochenlang mit Liebe überschüttet hatte, nun langsam aber systematisch zu destabilisieren beginnt. Kleine Kommentare über ihre Kompetenz, ironische Bemerkungen über ihre Berufswahl, gezielte Zweifel an ihrer Intelligenz. Mit der Zeit häufen sich diese Attacken, werden raffinierter und gezielter. Er isoliert sie langsam von Freunden und Familie, findet Gründe, weshalb diese Menschen "nicht gut für sie sind". Er kontrolliert ihre sozialen Kontakte, ihre Finanzen, selbst ihre Kleidungswahl.
Wenn seine Freundin Widerstand zeigt, wechselt er zwischen extremer Zuwendung und eisiger Ablehnung - eine Technik, die Psychologen als "emotional gaslighting" bezeichnen. Er macht sie glauben, dass sie die Probleme in der Beziehung verursacht, dass sie überempfindlich und irrational sei. Seine Manipulation ist so geschickt, dass seine Partnerin anfängt, an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln.
Die Beziehungsdynamik mit einem malignen Narzissten gleicht einem subtilen psychologischen Kriegsschauplatz. Der Partner wird nicht als eigenständiges Individuum wahrgenommen, sondern als Objekt, das kontrolliert und manipuliert werden kann.
Die Beziehung folgt einem zyklischen Muster: Zunächst eine Phase intensiver Verliebtheit, in der der maligne Narzisst all seine charmantesten Eigenschaften zeigt. Er überschüttet seinen Partner mit Aufmerksamkeit, Geschenken und Liebesbekundungen (auf Englisch - Lovebombing). Diese Phase dient dazu, Vertrauen und Abhängigkeit aufzubauen.
Es folgt eine Kontrollphase, in der systematisch die Selbstachtung und Autonomie des Partners zerstört werden. Durch ständige subtile Herabsetzungen, passive aggressive Kommentare und emotionale Erpressung wird ein Klima permanenter Unsicherheit geschaffen. Der Partner lernt, sich ständig zu rechtfertigen, zu erklären und zu entschuldigen.
Die Kommunikation wird zu einem Instrument der Manipulation. Der maligne Narzisst hört nicht zu, um zu verstehen, sondern um Schwachstellen zu identifizieren. Jede Aussage des Partners wird verdreht, jede Emotion wird instrumentalisiert. Schuldzuweisungen und emotionale Erpressung werden zum Standardrepertoire.
Das zentrale Ziel ist die totale emotionale Abhängigkeit. Der Partner wird so destabilisiert, dass er die Beziehung nicht mehr verlassen kann oder will - aus Angst, Unsicherheit und dem Glauben, ohne den Narzissten nicht lebensfähig zu sein.
Psychologisch gesehen entspringt dieses Verhalten oft eigenen tiefen Verletzungen und Traumata. Der maligne Narzisst hat gelernt, Kontrolle als einzigen Weg der Selbstverteidigung zu betrachten. Seine Zerstörungsstrategie ist paradoxerweise ein Überlebensmechanismus: Indem er andere klein macht, fühlt er sich groß und sicher.
Charakteristische Verhaltensweisen:
- Systematische emotionale Manipulation
- Psychische Erniedrigung des Partners
- Freude an der Erzeugung von Verletzlichkeit
- Absolutheitsanspruch in der Beziehung
Da schon der gewöhnliche Narzissmus als unheilbar gilt und Menschen an den Rand der Verzweiflung bringt, ist diese noch zerstörerische Form viel mehr, als die meisten Menschen ertragen können. Ich rate dringend von einer Liebesbeziehung mit Narzissten ab. Generell und gerade bei dieser besonders schweren Form. Da es keinerlei Krankheitseinsicht gibt und der Fehler nie bei dem Narzissten liegt, besteht grundsätzlich keine Hoffnung auf Besserung. Als Partner bist du permanenter Manipulation ausgesetzt und nach ein paar Jahren werden auch deine Freunde nichts mehr von deinen existentiellen Problemen hören wollen. Irgendwann stehst du dann ganz alleine im Leben da und der Narzisst an deiner Seite freut sich, weil du ihm nun völlig ausgeliefert bist und er dich in sein klebriges Netz einspinnen kann, um dich jeden Tag etwas mehr auszusaugen. Immer genau so viel, das du gerade noch so am Leben bleibst und als lebendige Nahrung dienen kannst.
Prosozialer Narzissmus
Diese spezielle Form narzisstischer Persönlichkeitsstruktur kommt in einem besonders harmlosen Gewand daher und wir in seiner Dramatik deshalb oft unterschätzt. Anders als destruktive Narzissten zielt der prosoziale Narzisst darauf ab, seine Selbstdarstellung durch scheinbar positive gesellschaftliche Beiträge zu legitimieren.
Hier geht es nicht um Zerstörung, sondern um öffentliche Anerkennung. Während ein klassischer Narzisst Aufmerksamkeit um ihrer selbst willen sucht, investiert der prosoziale Narzisst erhebliche Energie in sozial akzeptierte - und oft sogar bewundernswerte - Projekte.
Ein konkretes Beispiel: Stell dir eine Person vor, die sich intensiv im Umweltschutz engagiert. Ihre Motivation? Nicht primär altruistisch, sondern gespeist aus dem Bedürfnis nach öffentlicher Anerkennung. Jede Aktivität wird sorgfältig kommuniziert, jedes Engagement medial inszeniert - sodass der Eindruck entsteht: Ohne diese Person würde keine positive Veränderung geschehen. Erkennst du hier diverse Personen aus dem öffentlichen Leben wieder? Das ist keine Zufall, denn idealistische Politik ist wie eine fette grüne Weide für prosoziale Narzissten. Und sie wird auch konsequent abgegrast, bis nur noch karger Boden übrig bleibt.
Der prosoziale Narzisst konstruiert ein Selbstbild als Retter, Visionär, unersetzlicher Akteur des gesellschaftlichen Fortschritts. Seine soziale Arbeit dient primär der Selbstbestätigung - nicht dem tatsächlichen Gemeinwohl. Seine Kommunikationsstrategie folgt einer präzisen Logik. Aufmerksamkeit wird durch scheinbar selbstlose Handlungen generiert. Er inszeniert sich als Wohltäter, Kämpfer, Visionär - immer mit dem subtilen Unterton: Bewundert mich für meine außergewöhnlichen Qualitäten.
Das zentrale Ziel ist nicht die Zerstörung anderer zur Selbsterhöhung, sondern die permanente Konstruktion eines bewundernswerten Selbstbildes. Dafür kann und muss alles mögliche herhalten: die Umwelt, Sozialismus, Flüchtlinge, Pandemien, alternative Energien. Dem prosozialen Narzissten geht es dabei nicht wirklich um die Verbesserung der Umstände, welche er nach außen propagiert, um bewundert zu werden. Ihm reicht es, als Held für sein Engagement gesehen zu werden und nach ihm die Sintflut. Oft haben seine selbstinszenierenden Aktionen einen verheerenden Effekt auf sein Umfeld und erreichen das völlige Gegenteil dessen, was versprochen wurde. Das spielt für den prosozialen Narzissten aber keine Rolle, denn sobald er bewundert wurde, ist sein eigentliches Ziel erreicht und falls die Betroffenen nicht schnell genug vergessen, sucht er sich halt ein neues Projekt, wo er dilettantisch glänzen kann.
Charakteristische Verhaltensweisen:
- Strategische soziale Engagement-Inszenierung
- Permanente Selbstdarstellung als Retter und Visionär
- Transformation von Hilfsaktivitäten in Bewunderungsinstrumente
- Subtile Instrumentalisierung gesellschaftlicher Anerkennungsmechanismen
Psychologisch betrachtet entspringt dieses Verhalten einem tiefen Bedürfnis nach Bestätigung. Der prosoziale Narzisst hat gelernt, soziales Engagement als Projektionsfläche für sein grandios-idealisiertes Selbstbild zu nutzen.
In Beziehungen wird dieser Mechanismus besonders destruktiv. Der prosoziale Narzisst instrumentalisiert nicht nur seinen Partner, sondern auch sein gesamtes soziales Umfeld. Es geht ihm nie wirklich um die Sache für die er sich einsetzt, sondern immer um Selbstdarstellung und Bewunderung. Jede soziale Aktivität wird zur Bühne, auf der er sich als Held inszeniert.
Meine persönliche Einschätzung ist leider alles andere als positiv: Eine Beziehung mit einem solchen Menschen führt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in emotionales Burnout. Die Therapieresistenz ist ein zentrales Problem. Narzissten sehen keine Notwendigkeit zur Veränderung, weil ihr gesamtes Selbstkonzept auf Bewunderung und Kontrolle basiert und sie keinerlei Kritik an sich heran lassen.
Mein Rat lautet daher: Erkennen, akzeptieren und konsequent handeln. Das bedeutet eine klare Trennung, ohne lange Diskussionen. Jeder Versuch der Intervention wird vom Narzissten als Angriff interpretiert und zur weiteren Manipulation genutzt. Selbstschutz hat Vorrang. Wer lange mit einem prosozialen Narzissten zusammenbleibt, riskiert nicht nur seine emotionale Gesundheit, sondern auch seine Identität. Er wird systematisch destabilisiert, seine Selbstwertgefühl wird Stück für Stück demontiert.
Besonders perfide ist die gesellschaftliche Dimension - Weil prosoziale Narzissten oft in linksliberalen oder akademischen Milieus agieren, werden ihre narzisstischen Strukturen häufig verkannt und sogar bewundert. Sie nutzen politische Korrektheit und moralische Überlegenheitsgesten als Schutzschild für ihre destruktiven Persönlichkeitsmuster.
Meine Warnung kann daher nicht eindringlich genug sein: Trenne dich schnell, trenne dich konsequent. Deine emotionale Integrität ist mehr wert, als die Unterstützung der narzisstische Selbstinszenierung, deines Partner. Seine anfängliche enthusiastische Liebe wird nie zurück kehren, weil sie ohnehin nur dazu diente, dich anfangs an die Angel zu bekommen und für narzisstische Zwecke auszuweiden.