Wie der Narzisst dich manipuliert
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ennst du das Gefühl, in deiner Beziehung langsam den Boden unter den Füßen zu verlieren? Das Gefühl, von deinem Partner ausgenutzt und nicht mehr gesehen zu werden, weil dieser sich nur noch um sich selbst dreht? Dann steckst du vielleicht in den Fängen einer narzisstischen Beziehung. Ein Narzisst verursacht bei seinem Partner den Schmerz der Wertlosigkeit, den er selbst nicht fühlen will, indem er Aufmerksamkeit einfordert, die er selbst nicht mehr gibt.
Am Anfang der Beziehung sah das natürlich ganz anders aus: Da wurdest du mit Liebe und Aufmerksamkeit überschüttet, die der Narzisst in der Verliebtheitsphase freigiebig verschenkt. Doch sobald die Beziehung nicht mehr ganz so aufregend ist, fordert der Narzisst auf kindlich-nachdrückliche Art deine volle Aufmerksamkeit ein und wenn du sie ihm nicht gibst, dann droht er dir mit Trennung, Wut, Gewalt und Suizid. Oder er verliebt sich einfach in einen neuen Menschen, falls er jemand in Aussicht hat.
Wie entwickelt man sich eigentlich zum Narzissten? Nun, wir beginnen alle unser Leben als Baby und sind in dieser Phase zu 100% von der liebevollen Zuneigung und aufmerksamen Versorgung unserer Eltern abhängig. Wenn wir in dieser Phase nicht bekommen, was wir brauchen, dann schreien wir verzweifelt in Todesangst. Wenn die Eltern dann immer noch nicht zu uns kommen und uns geben, was wir so dringlich brauchen, entwickeln wir seelische Schutzmechanismen, wie übertriebene Selbstbezogenheit, Dissoziierung, Wutausbrüche und Innere Taubheit. Nicht selten entsteht daraus ein wackeliges Selbstbild, das zwischen „Ich bin großartig“ und „Ich bin wertlos“ hin- und herpendelt.
Aus eigener Erfahrung würde ich Narzissten so beschreiben: Sie sind auf einer kleinkindlichen Ebene der Selbstbezogenheit stecken geblieben, weil sie gefühlsgestörte Eltern hatten, die ihnen nie ein gesundes Selbstwertgefühl vorleben konnten. Um die innere Leere zu füllen, brauchen sie ständig Aufmerksamkeit und Bewunderung von anderen, die sogenannte narzisstische Zufuhr. Wenn sie diese nicht bekommen, dann gehen sie zur narzisstischen Wut über, die dem Auslöser nicht im geringsten angemessen ist und manchmal bis zu abgrundtiefem Hass und Gewalt gehen kann. In diesem verzweifelten Kontrollversuch zeigt sich die Angst vor der Bedeutungslosigkeit, die der Narzisst auf keinen Fall spüren will.
Der offen-exhibitionistische Narzisst holt sich seine narzisstische Zufuhr über Prominenz z.B. als Politiker, Influenzer und Möchtegern-Guru. Der grandios maligne Narzisst geht in seinem verzweifelten Macht- und Aufmerksamkeitsbedürfnis noch 3 Schritte weiter und dabei als Diktator auch oft über Leichen. Dann gibt es noch den verdeckt-vulnerablen Narzissten, der seine Aufmerksamkeits-Zufuhr bekommt, in dem er sich z.B. als verkannter Künstler oder Opfer verletzlich und bedürftig gibt.
Ich vermute, das wir alle ein Stück weit narzisstisch sind, weil wir meist keine perfekte Kindheit hatten und unsere kindlichen Schutzmechanismen unabsichtlich ins Erwachsenenalter getragen haben, wo sie eigentlich gar nicht mehr nötig sind. Gerade in Beziehungen zeigt sich dann unsere Bedürftigkeit und auch die direkte oder unterdrückte Wut, die wir eigentlich noch auf unsere Eltern haben. Narzissmus ist eine Spektrums-Störung und ich überlasse es dir gerne selbst, einen ehrlichen Blick nach innen zu werfen und dich einzuordnen. Vielleicht hattest du ja auch das Glück einer perfekten Kindheit, oder den inneren Antrieb zur Persönlichkeitsentwicklung und bist nun frei vom übertriebenen Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Aber vielleicht kompensierst und betäubst du dich auch mit permanentem Arbeiten und Medienkonsum, was in unserer modernen Gesellschaft sehr einfach möglich ist und belohnt wird.
Meine eigene Kindheit war auf jeden Fall nicht perfekt und wurde durch einen mittelstark narzisstischen Vater ordentlich durchgeschüttelt. Als Kind konnte ich nicht verstehen, dass seine Abwesenheit, seine Ichbezogenheit und seine emotionale Taubheit nichts mit mir zu tun hatten. Heute verstehe ich ihn besser, aber es tut immer noch weh, das er nicht zuhören kann und eher danach fragt, was mein Auto so macht, als wie es mir geht.
Bis vor wenigen Jahren wusste ich nicht, dass Narzissten ihre eigenen Probleme nie einsehen. Ich war total verdutzt, wie mein erster narzisstischer Mitbewohner jede Situation so hinbiegen konnte, dass er als Held dastand und ich als Idiot. Selbst wenn er richtig Mist gebaut hatte – was öfter vorkam – war er hundertprozentig von sich überzeugt und gab allen anderen die Schuld. Vielleicht hätte mich diese scheinbare Selbstsicherheit sogar beeindruckt, wenn sie nicht immer auf Kosten von mir oder anderen gegangen wäre.
Wenn du ein Mensch mit einem großen Herz bist und immer wieder mal wieder Narzissten in dein Leben stolpern, dann sei nicht überrascht: Narzissten werden von herzlichen Menschen magisch angezogen, wie Motten vom Licht. Sie spüren sofort jede kleine Öffnung und schleichen sich an deine Liebe heran. Warum? Weil sie ihr eigenes Herz nicht öffnen wollen – denn dann müssten sie sich auch den dunklen Schatten ihrer traurigen Kindheit stellen. Man kann nun mal das Herz nicht öffnen, ohne auch den eigenen Schmerz zu spüren. Und dieser Schmerz sitzt bei Narzissten so tief, dass die meisten von ihnen lieber ein Leben lang davor weglaufen. Jeden Menschen, der diesen Schmerz bei ihnen weckt, brüllen sie entweder wütend an oder zerstören ihn mit tausend subtilen emotionalen Nadelstichen.
Grandioser Narzissmus
Der grandiose und überhebliche Narzisst – du kennst ihn vielleicht als den Typen, der den Raum betritt, als gehöre ihm die Welt. Seine Selbstüberhöhung ist so gigantisch, dass sie fast komisch wirkt. Was du siehst, ist aber nur seine glänzende Fassade. Dahinter verbirgt sich eine zutiefst verletzte Seele. All die Arroganz und das krankhafte Angebertum sind in Wahrheit ein verzweifelter Überlebenskampf. Der grandiose Narzisst trägt nämlich ein riesiges schwarzes Loch in seinem Herzen. Jedes "Schaut alle her, ich bin der Größte!" ist eigentlich ein stummer Schrei nach Liebe – entstanden durch seelische Verletzungen in der Kindheit.
In romantischen Beziehungen inszeniert der grandiose Narzisst eine Welt, in der er der unfehlbare Superstar ist. Jede Begegnung macht er zu seiner Bühne seiner Großartigkeit. Er fällt seinem Partner ins Wort, macht dessen Leistungen klein – nicht weil er gemein sein will, sondern weil er ohne Bewunderung innerlich zusammenbrechen würde. Ja, die zwanghaften Monologe und die ständigen Sticheleien des Narzissten wirken total überheblich – sind aber in Wahrheit verzweifelte Versuche, sein zerbrechliches Ego zu flicken. Wehe, man wagt es, an der perfekten Fassade zu kratzen oder seine Unfehlbarkeit anzuzweifeln – dann kriegt man seinen geballten Hass ab, den der Narzisst eigentlich für seine Eltern aufgespart hat.
Eine Beziehung mit einem grandiosen Narzissten ist wie eine emotionale Diktatur, in der du nur als Handlanger seiner Großartigkeit existierst. Es entwickelt sich ein hochgiftiges Beziehungsdrama, das systematisch dein Selbstwertgefühl zermürbt. Und das läuft immer nach dem gleichen Schema ab:
Phase 1 - Der grandiose Auftritt: Am Anfang wirst du auf ein Podest gestellt, mit Aufmerksamkeit überschüttet und wie eine Trophäe herumgezeigt. Der Narzisst inszeniert eine pompöse Liebesgeschichte, in der du nicht nur als bewundernder Statist auftrittst, sondern zuweilen auch angebetet und mit Liebe überschüttet wirst. Warum? Weil natürlich auch der Narzisst lieben möchte. Und auch, um dich emotional abhängig zu machen.
Phase 2 - Der Absturz: Sobald du nicht mehr wie gewünscht applaudierst und zu Kreuze kriechst, beginnt die systematische Demontage. Gemeine Kritik, passive aggressive Sprüche und emotionale Erpressung sind an der Tagesordnung. Du lernst, dich ständig zu rechtfertigen und zu entschuldigen – denn falls du es nicht tust, lässt er seine gesamte aufgestaute Wut aus.der Kindheit an dir ab.
Phase 3 - Der Rausschmiss: Wenn du als Bewunderungsquelle "ausgelutscht" bist, zieht der Narzisst weiter zum nächsten Opfer – ohne mit der Wimper zu zucken. Du bleibst dann vielleicht zurück mit einem Seelenschaden und zertrümmertem Selbstwert. Wenn du Pech hast, zieht sich diese Phase lange hin, weil er zwischendurch immer mal wieder bei dir anklopft. Am besten gehst du von selbst und bleibst für immer weg – denn der Narzisst wird sich nie eingestehen, dass er innerlich leer ist, anderen wehtut und sich das auch nicht ändern wird.
Das Endziel des grandiosen Narzissten ist emotionale Kontrolle, um sein verletztes Ego zu füttern und um die innere schmerzende Leere zu füllen. Der Partner soll so verunsichert werden, dass er nicht mehr gehen kann oder will – aus purer Angst und dem Glauben, ohne den "großartigen" Narzissten nicht überleben zu können. Oft sagen die Opfer eines Narzissten: "Am Anfang war es doch sooo schön! Noch nie hat mich ein Mensch so tief geliebt, angebetet und auf Händen getragen." Was sie nicht wahrhaben wollen, ist die Tatsache, das dieses Love-Bombing nur das Anfüttern war und nie wiederkehren wird.
Mein Rat: Verlasse die Beziehung, so schnell du kannst, bevor es zu spät ist! Narzissten werden nicht selten gefährlich und leider muss manchmal sogar die Polizei eingeschaltet werden, weil Narzissten völlig durchdrehen, wenn sie ihre Bewunderungsquelle schwinden sehen.
Vulnerabler Narzissmus
Der vulnerable Narzisst ist ein besonders schwer zu durchschauender Typ. Anders als sein lauter Verwandter, der grandiose Narzisst, der mit seinem Ego um sich wirft, spielt dieser die "arme, verkannte Seele". Er benutzt dazu ein meist unbewusstes System aus emotionaler Manipulation, getarnt als Selbstzweifel und Unsicherheit. Was wie echte Bescheidenheit und Unsicherheit aussieht, ist in Wahrheit eine raffinierte Masche, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Der vulnerable Narzisst inszeniert sich als missverstandenes Genie, als sensibler Künstler, für den die Welt zu grob und oberflächlich ist. Er macht aus seiner vorgetäuschten Schwäche eine Superkraft, aus seiner scheinbaren Unsichtbarkeit eine Kunstform. Während der grandiose Narzisst in der spirituellen Szene zum Guru wird, setzt sich der vulnerable Narzisst in die erste Reihe zu seinen Füßen, um die geballte Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen.
In Beziehung macht er dich als Partner zur emotionalen Projektionsfläche, zum lebenden Spiegel, in dem er sein narzisstisches Opferschauspiel nach Belieben neu erfinden kann. Er angelt gezielt nach Mitleid, Fürsorge und heimlicher Bewunderung. Sein Trick dabei, ist ein paradoxes Schauspiel - Einerseits gibt er den total Unsicheren, andererseits schimmert zwischen den Zeilen immer durch: "Eigentlich bin ich ein verkanntes Genie!"
Seine Art zu kommunizieren ist ein Meisterstück der passiv-aggressiven Manipulation. Er wird nie direkt prahlen – stattdessen redet er seine eigenen Leistungen klein, damit du ihm das Gegenteil beweisen musst. "Ach, mein Gedicht ist bestimmt total schlecht" – und insgeheim wartet er darauf, dass du ihn als verkannten Shakespeare feierst.
Typische Anzeichen sind:
- Ständiges subtiles Sich-selbst-schlechtreden
- Manipulation durch gespielte Unterwürfigkeit
- Passiv-aggressive Kommunikation vom Feinsten
- Ein nie enden wollender Hunger nach versteckter Bewunderung
Der psychologische Ursprung sind meist frühe seelische Verletzungen und gestörte Bindungen. Der vulnerable Narzisst hat gelernt, das er mit vorgetäuschter Schwäche mehr Aufmerksamkeit bekommt, als mit Prahlerei. Schon als Kind hat er sich absichtlich verletzt und ist oft krank geworden, damit die Mutter daheim bleibt und nicht auf Arbeit geht.
Für dich als Partner bedeutet vulnerabler Narzissmus totale emotionale Erschöpfung. Du schwankst ständig zwischen Mitleid, Frust und erzwungener Bewunderung hin und her. Die Beziehung wird zum psychologischen Schachspiel, bei dem der vulnerable Narzisst heimlich alle Figuren bewegt. Also Vorsicht: Durchschaue die Muster, zieh klare Grenzen und schütz dich emotional. Denn dieser "arme Tropf" hängt bei dir am Tropf und so fühlst du dich jeden Tag ein Stück ausgelaugter.
Meine Einschätzung: Damit die Beziehung überhaupt eine Chance hat, müsste der vulnerable Narzisst verstehen, dass sein Verhalten toxisch ist und er seinen Wert in sich selbst finden muss, statt sich über die Bewunderung anderer aufzuwerten. Aber auch der co-narzisstische Partner muss sein Helfersyndrom zurück schrauben, damit der Narzisst überhaupt die dringliche Notwendigkeit erfährt, aktiv an sich zu arbeiten.
Absolute Klarheit und emotionale Abgrenzung sind also dein Geschenk an den sensiblen Narzissten. Du musst die subtilen Manipulationen erkennen und direkt ansprechen – ohne selbst zum Manipulator zu werden. Wenn der narzisstische Partner mit diesem Rückzug nicht klar kommt, dann ist das sein Problem. Er muss letztendlich seine kindliche Liebessuche im Außen überwinden und sein Herz wirklich öffnen. Dabei wird er all den unterdrückten Schmerz aus der Kindheit nochmals spüren müssen, daran führt leider kein Weg vorbei.
Kümmere dich also um dich selbst und bleib unabhängig. Lerne, deine eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen. Lege gerne ein 3-5 wöchige Beziehungspause gelegentlichem Austausch ein, damit der ihr beide euch aus der Verstrickung lösen könnt. Die bittere Wahrheit ist: Du kannst einen vulnerablen Narzissten zwar lieben, aber du kannst ihn nicht reparieren. Er sich selbst aber schon, im Gegensatz zu schwereren Narzissmus Ausprägungen. Das Fühlen der inneren Leere und der frühkindlichen Verluste ist alleine seine Aufgabe. Und eventuell auch deine, denn auch das Anhaftung und Überanpassung haben ja auch ihre Ursachen, die angeschaut werden möchten.
Gibt es Chancen auf echte Veränderung? Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, das es bei einer leichten-mittelschweren Form des vulnerablen Narzissmus Besserung möglich ist. Ich habe als Kind mich oft als Opfer inszeniert, damit Mutti mal Zuhause bleibt und mich bemuttert. Später habe ich das ganze Programm über 10 Jahre an meinen mütterlichen Freundinnen weitergespielt, bis mir irgendwann alles Stück für Stück bewusst wurde. Zum Glück habe ich seit nunmehr 6 Jahren eine Partnerin, die dabei nicht mitspielt und sich immer konsequent zurück zieht, wenn ich in den Opfermodus falle. Wir hatten schon sehr heilsame, therapeutische Beziehungspausen und sehen uns auch nicht täglich, so das jeder die Gelegenheit hat, immer wieder zu sich selbst zu finden.
Am Ende geht es in jeder Beziehung darum, die innere Verbindung zur allumfassenden Liebe nicht durch den Partner zu ersetzen. Dafür müssen die jahrelang trainierten kindlichen Liebes-Ergatterungs-Muster durch erwachsene Selbstliebe ersetzt werden.
Maligner Narzissmus
Der maligne Narzissmus ist die gefährlichste Form von allen - eine Persönlichkeitsstruktur, die weit über die üblichen narzisstischen Muster hinausgeht. Was ihn so gefährlich macht? Seine systematische, fast wissenschaftlich präzise Strategie der emotionalen Zerstörung. Diesem Typ geht es nicht nur um Aufmerksamkeit und Bewunderung - nein, er zielt aktiv darauf ab, die psychische Integrität seines Gegenübers zu zerbrechen.
Das Kernmotiv des malignen Narzissten ist totale Kontrolle - und zwar eine viel tiefere und zerstörerische als bei anderen narzisstischen Typen. Während der grandiose Narzisst hauptsächlich nach Bewunderung giert, will der maligne Narzisst seinen Partner komplett brechen, manipulieren und abhängig machen. Seine Methoden sind dabei erschreckend ausgeklügelt und psychologisch raffiniert.
Hier ein typisches Beispiel: Da ist dieser attraktive, charismatische Typ, der seine Partnerin erst wochenlang mit Liebe überschüttet. Dann beginnt er, sie langsam aber systematisch zu destabilisieren. Es fängt mit kleinen Kommentaren über ihre Figur an, dann kommen ironische Bemerkungen über ihre Berufswahl, gezielte Zweifel an ihrer Intelligenz. Mit der Zeit werden diese Attacken immer häufiger, raffinierter und direkter. Er schneidet sie nach und nach von Freunden und Familie ab, findet "gute Gründe", warum diese Menschen "schlecht für sie sind". Am Ende kontrolliert er alles: ihre sozialen Kontakte, ihre Finanzen und sogar was sie anzieht.
Wenn seine Freundin Widerstand zeigt, schaltet er blitzschnell zwischen extremer Zuwendung und eisiger Ablehnung hin und her - Psychologen nennen das "emotional Gaslighting". Er trichtert ihr ein, dass sie die Probleme in der Beziehung verursacht, dass sie überempfindlich und irrational ist. Seine Manipulation ist so geschickt, dass seine Partnerin irgendwann selbst an ihrer Wahrnehmung zweifelt. (der Begriff Gaslighting ist von dem Film "Gaslight" abgeleitet, in dem ein Mann versucht seine Frau in den Wahnsinn zu treiben, damit seine Verbrechen nicht ans Licht kommen. Er dreht dazu heimlich das Licht der Gaslampen herunter und als die Frau das bemerkt, negiert er ihre Wahrnehmung und behauptet sie sei verrückt)
Eine Beziehung mit einem malignen Narzissten ist wie ein subtiler psychologischer Krieg. Für ihn ist der Partner kein eigenständiger Mensch, sondern ein Objekt, das es zu kontrollieren und manipulieren gilt. Der Beziehungsverlauf folgt dabei dem selben perfiden Zyklus, wie beim grandiosen Narzissten, nur halt noch pathologischer und extremer.
So wird auch jedes Gespräch zum Manipulationsinstrument. Der maligne Narzisst hört nicht zu, um zu verstehen - er sucht nach Schwachstellen. Er verdreht jede Aussage des Partners, instrumentalisiert jede Emotion. Schuldzuweisungen und emotionale Erpressung gehören zum Standardprogramm. Der Partner soll so verunsichert werden, dass er nicht mehr gehen kann oder will - aus purer Angst und dem Glauben, ohne den Narzissten nicht überleben zu können.
Warum tut ein Mensch so etwas und warum lässt sich sein Gegenüber darauf ein uns spielt mit? Es sind wie immer tiefe Verletzungen und Traumata, welche schon in der Kindheit zu Schutzmechanismen geführt haben. Der maligne Narzisst hat Kontrolle als einzigen Weg der Selbstverteidigung gelernt. Seine Zerstörungsstrategie ist paradoxerweise ein Überlebensmechanismus: Indem er andere klein macht, fühlt er sich groß und sicher. Das Problem ist, das sich diese zerstörerischen Verhaltensmuster so tief im Gehirn eingegraben haben, das es im Grunde keinen Ausweg gibt. Mitgefühl und Anteilnahme sind Eigenschaften, die wie ein Körperteil in der Kindheit wachsen. Wenn diese Phase versäumt wird, ist es fast unmöglich, sie später nachzubilden, so wie wir leider keine Arme nachwachsen lassen können, wenn dies in der Embrionalphase nicht geschehen ist.
Meine dringende Warnung: Schon der "normale" grandiose Narzissmus gilt als unheilbar und treibt Menschen in die Verzweiflung. Der maligne Narzissmus ist Grandiosität auf Steroiden, er ist noch zerstörerischer und weit mehr, als die meisten Menschen aushalten können. Da wirkliche Narzissten nie Krankheitseinsicht zeigen und die Schuld immer bei anderen suchen, gibt es eigentlich keine Hoffnung auf Besserung. Als Partner bist du ihrer permanenten Manipulation ausgesetzt. Nach ein paar Jahren werden selbst deine besten Freunde das Klagen und Jammern von dir nicht mehr hören wollen und sich von dir lösen, wenn du an einem malignen Narzissten kleben bleibst. Am Ende stehst du völlig allein da - genau da, wo der Narzisst dich haben will. Dann kann er dich in sein klebriges Netz einspinnen und Tag für Tag ein bisschen mehr aussaugen. Immer gerade so viel, dass du noch am Leben bleibst und ihm weiter als emotionale Nahrungsquelle dienen kannst. Er wird dich stundenlang zu-texten, dir jedes Wort im Mund umdrehen, immer recht behalten und wenn du ihm nicht zu Füßen liegst, sich von dir trennen, nur im dir ein paar Tage später wieder die Liebe zu versprechen. Es sei denn, er lernt jemand neues kennen, mit dem das noch besser geht.
Prosozialer Narzissmus
Der prosoziale Narzisst kommt in einem besonders harmlosen Gewand daher. Fast wie ein Heiliger hegt er seine hohen Ideale, welche immer dazu dienen die Umwelt, das Klima und die Schwachen zu retten. Er verteilt tonnenweise das Geld von hart arbeitenden anderen, weil er weiß, das fast jeder Mensch sich mit ein wenig Hoffnung, einer gut formulierten Idee und ein paar Geschenken liebend gerne einlullen lässt. Im Gegensatz zu den offensichtlich destruktiven Narzissten schmückt der prosoziale Narzisst sich mit scheinbar positiven gesellschaftlichen Beiträgen und sieht meistens ganz gut dabei aus.
Seine Währung ist die öffentliche Anerkennung. Während der klassische Narzisst einfach nur Aufmerksamkeit will, steckt dieser Typ seine Energie in sozial anerkannte - und oft sogar wirklich beeindruckende - Projekte.
Hier mal ein typisches Beispiel: Da ist dieser super-engagierte Umweltschützer. Klingt erstmal toll, aber schau genauer hin: Seine wahre Motivation ist nicht die Rettung des Planeten, sondern der Applaus dafür. Jede Aktion wird perfekt in Szene gesetzt, jedes Engagement medial ausgeschlachtet. Die Botschaft? Ohne ihn läuft hier gar nichts. Kommt dir das bei manchen Personen des öffentlichen Lebens bekannt vor? Kein Wunder - idealistische Politik ist wie ein Festessen für prosoziale Narzissten. Und sie futtern den Teller garantiert leer, bis nur noch Krümel übrig sind.
Der prosoziale Narzisst sieht sich als unverzichtbaren Retter, als Visionär, als den einen Menschen, ohne den die Gesellschaft nicht vorankäme. Seine sozialen Aktivitäten? Eigentlich nur Futter für sein Ego - das echte Gemeinwohl ist nebensächlich. Seine Kommunikation folgt dabei einem ausgeklügelten Plan: Er generiert Aufmerksamkeit durch scheinbar selbstlose Taten. Er spielt den Wohltäter, den Kämpfer, den Visionär - immer mit der unterschwelligen Message: "Seht her, wie außergewöhnlich ich bin!"
Sein Hauptziel ist nicht, andere klein zu machen, sondern sich selbst als bewundernswert darzustellen. Dafür ist ihm jedes Thema recht: Umweltschutz, Sozialismus, Flüchtlingshilfe, Pandemiebekämpfung, alternative Energien. Die tatsächliche Verbesserung dieser Themen ist dabei Nebensache! Hauptsache, er wird als Held gefeiert - danach kann die Sintflut kommen. Seine großspurigen Aktionen haben oft negative Folgen und erreichen meist genau das Gegenteil vom Versprochenen. Aber das stört ihn nicht - sobald er seinen Applaus hat, zieht er weiter zum nächsten Projekt, wo er dilettantisch glänzen kann und auch hier wieder Anhänger findet, die auf seine charismatisch schillernde Fassade hereinfallen.
Das Problem ist in der Tat, das die meisten Menschen von Narzissmus zwar gehört haben, aber in seltensten Fällen einen Narzissten schnell erkennen können. Wie denn auch, wenn er sich am Anfang nur wie ein etwas übertrieben enthusiastischer, charismatischer Mensch gibt, mit großen Ideen und hohen Idealen. Erst später, wenn die Beziehung gefestigt ist und ein Abstand nehmen schwierig wird, zeigt er sein wahres Gesicht. Im Grunde ist es wie bei den Wahlen: vor der Wahl machen alle Politiker große Versprechen. Wenn dann alles in Sack und Tüten für die nächsten 4 Jahre ist, tun sie in erster Linie, was ihren selbst und ihren Geldgebern gut tut.
Narzissmus hat sich in unserer Gesellschaft ausgebreitet und durchzieht alle Ebenen unseres Zusammenlebens. Und so, wie er jede Beziehung in abgrundtiefes Leid verwandelt, so reißt er auch jede wohlhabende Gesellschaft in den Abgrund. Leider kommen viele von uns Menschen erst zur Besinnung, wenn die Konsequenzen so schrecklich sind, das wir hinschauen müssen. Vorher glauben wir gerne die rosigen Lügen der Narzissten, die an der Spitze unserer Gesellschaft stehen.
Der psychologische Hintergrund ist auch beim prosozialen Narzissten ein tiefes Loch an Bestätigungs-Bedürftigkeit. Er hat herausgefunden, dass sich soziales Engagement und Politik perfekt als Projektionsfläche für sein aufgeblasenes Selbstbild eignet.
In Beziehungen wird es dann richtig übel. Er instrumentalisiert nicht nur seinen Partner, sondern sein ganzes soziales Umfeld. Die Sache, für die er sich einsetzt? Völlig egal - Hauptsache, die Bewunderung stimmt. Jede soziale Aktion wird zur One-Man-Show.
Meine ehrliche Einschätzung ist ernüchternd: Eine Beziehung mit so jemandem führt fast garantiert zum emotionalen Zusammenbruch. Das größte Problem? Diese Typen sehen null Grund sich zu ändern. Ihr ganzes Ich basiert auf Bewunderung und Kontrolle - Kritik? Fehlanzeige!
Deshalb mein klarer Rat: Erkenn's, akzeptier's und handle konsequent. Sprich: Raus da, ohne lange Diskussionen! Jeder Versuch zu helfen wird als Angriff gesehen und gegen dich verwendet. Selbstschutz geht vor. Wer zu lange bei einem prosozialen Narzissten bleibt, riskiert nicht nur seine seelische Gesundheit, sondern seine ganze Identität.
Besonders tückisch ist die gesellschaftliche Dimension: Weil diese Typen oft in linksliberalen oder akademischen Kreisen unterwegs sind, wird ihr Narzissmus oft übersehen oder sogar beklatscht. Sie nutzen politische Korrektheit und moralische Überlegenheit als Tarnung für ihre zerstörerischen Muster.
Also nochmal in aller Deutlichkeit: Mach dich vom Acker, und zwar schnell und endgültig. Deine seelische Gesundheit ist wichtiger als die Unterstützung seiner narzisstischen Show. Seine anfängliche überschwängliche Liebe? Kommt nie wieder - war eh nur der Köder, um dich einzufangen und emotional auszusaugen.